In Reinbek entstanden am Ende des Zweiten Weltkrieges Unterkünfte für Ausgebombte und Heimatvertriebene. Hans-Peter Bünger und Gisela Hackbarth informieren über ihre Situation nach Quellen aus dem Stadtarchiv und Erzählungen von Reinbekern:
Vor dem Krieg hatte Reinbek knapp 4.000 Einwohner. Durch die Kriegsereignisse kamen bereits etwa 2.000 Hamburger, die durch die Bombenangriffe wohnungslos geworden waren. Sog. Behelfsheime schossen wie Pilze aus der Erde. Auch in der Kückallee stand einst ein solches Heim. Es hatte zwei Fenster an der Vorderseite und die Eingangstür auf der Rückseite. Das Behelfsheim war nur 20 qm groß, bestand aus einer Küche und einem Zimmer und diente damals einer fünfköpfigen Familie als Zuhause.
Nach Kriegsende lenkten die Alliierten die großen Flüchtlingsströme aus den Ostgebieten vornehmlich in die grenznahen Gebiete ihrer Einflusszonen: nach Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bayern. Stormarn und Reinbek wurden verpflichtet 150% ihrer ursprünglichen einheimischen Bevölkerung aufzunehmen. Für Reinbek hieß das: 6.000 Menschen mussten jahrelang in Notunterkünften, z.B. Flüchtlingsbaracken, leben.
Am Ende der Schillerstraße (heute Am Vorwerksbusch) stand so eine Baracke. Hier angekommen, wurden die Vertriebenen zunächst untersucht und mit einer Suppe versorgt. Viele waren an der Krätze erkrankt, aber es gab kaum Medikamente oder Verbandszeug. Auch die Unterbringung war eigentlich nicht menschenwürdig. Es gab keine Bettstellen, auf dem Boden lag nur Stroh und nur ein Raum war durch einen Kanonenofen beheizbar.
Eines Tages entdeckte eine Reinbekerin beim Pilzesammeln im Wald nahe dem Sophienbad mehrere kleine Chaiselongues. Sie waren von der Britischen Besatzungsmacht dorthin geworfen worden, als sie das Sophienbad, das als Kinderheim gedient hatte, für sich beschlagnahmten. Die Pilzsammlerin benachrichtigte sofort die Frauen in der Baracke, damit diese sich die Chaiselongues als Schlafstatt für ihre Kinder holen konnten. Reinbeker Frauen, die sich ein wenig um diese Frauen und Kinder kümmerten, halfen mit eigener entbehrlicher Kleidung und Spenden von Freunden so gut es ihnen möglich war.