Wie bei vielen Besitzungen im Kreis Stormarn wechselten auch die Eigentümer des Gutes Silk häufig. In den dreihundert Jahren seines Bestehens ging es durch 35 Hände. Eckart Bünning berichtet von Jobst Varendorp, dem ersten Besitzer des Gutes, vom Herrenhaus, dem Gasthof und vielem mehr:
Der Amtsschreiber Jobst Varendorp hatte sich viele Jahre um die Verwaltungsgeschäfte des Amtes Reinbek verdient gemacht. Sein Landesherr, Herzog Johann Adolf von Holstein-Gottorf gestand ihm im Jahre 1608 zu, einen überschuldeten Hof in Schönningstedt gegen Übernahme der Schulden erb- und eigentümlich zu erwerben. Außerdem wurde ihm bewilligt, an einer ihm beliebigen Stelle außerhalb des Ortes einen neuen Hof zu errichten. Er konnte seinen Anteil an der dörflichen Feldmark aufgeben gegen Tausch der Dorfländereien, die bei seinem neuen Hof lagen.
Varendorp wählte einen Platz auf einem Plateau am Hangfuß östlich der Schönningstedter Mühle unweit der Bille. Das Anwesen wurde als das „Neue Haus“, später auch „Neuhaus“ bezeichnet. Es war von allen Abgaben befreit, insbesondere von Hofdiensten, Kriegssteuern und Einquartierungen außer 6 Schilling und einem Rauchhuhn. Auch durfte er 10 Schweine frei zur Mästung in die Reinbeker Wälder treiben.
Varendorp war natürlich daran interessiert, seinen Besitz gegenüber dem Schönningstedter Bauernland zu arrondieren und zu vergrößern. Das gab Auseinandersetzungen mit den eingesessenen Schönningstedter Bauern, die der Auffassung waren, dass sie ihm ihr bestes Land abtreten sollten und schlechtes dafür bekamen. Das Bauernvieh durfte nun nicht mehr auf den abgeernteten Feldern des Gutes weiden und den Verzicht auf sein Weiderecht auf den Schönningstedter Feldern ließ er sich mit der Zuteilung weiterer Ländereien ausreichend vergüten.
1631 kaufte der Lüneburgische Amtmann Barthold Kahrstette das Anwesen. In dem von Herzogin Augusta bestätigten Kaufvertrag wurde erstmalig der Name „Silk“ beurkundet. Kahrstettes Erbe erhielt 1634 die Braugerechtigkeit.
Das Anwesen bestand 1680 aus einem Wohnhaus, einer großen Scheune, einem Schafstall und zwei Katen. An Vieh war vorhanden: 6 Pferde, 4 Ochsen, 6 Kühe, 8 Schweine, 7 Ferkel, 9 Ziegen und 8 Hühner. Die Ochsen dienten als Zugtiere vor Ackergeräten.
See-Capitain Johann Schulz in Hamburg kaufte 1684 das Gut und konnte seinem Besitz weitere Ländereien hinzufügen.
1720 wurden einem neuen Besitzer, Hinrich Lutterloh, gegen Erlegung von 1000 Reichstalern Banco die bisher gewährten Privilegien erneut bestätigt und um die Jagdfreiheit für seine Person auf den Feldern der umliegenden Dörfer erweitert. Ihm wurde ferner erlaubt, den nötigen Torf aus dem Oher Torfmoor und 16 Faden Brennholz aus den herrschaftlichen Wäldern zu entnehmen. Außerdem wurde ihm die Zivilgerichtsbarkeit über seine Bediensteten zugestanden und 1728 erlaubt, zum Zwange seiner Leute einen Strafpfahl zu halten.
1765 erwarb die Witwe des Generallieutnant von Cheusses das Gut Silk. Auf ihr Ansuchen wurde Silk Kanzleigut mit allen Rechten, die sonst nur den adeligen Gütern zustanden. Frau von Cheusses durfte nun selbstständig die Gerichtsbarkeit in ihrem Gutsbezirk ausüben und unterstand nicht mehr dem Amtmann in Reinbek, sondern direkt der Justizkanzlei des Landesherrn. Das erschwerte für die Verurteilten ihr Berufungsrecht. Wenn sie sich ungerecht bestraft fühlten, mussten sie sich nun direkt an die fern in Kiel gelegene Justizkanzlei wenden. Für den einfachen Landarbeiter war das kaum durchführbar.
1813 bis 1815 war auf Silk ein Stabsquartier eingerichtet, dem über 200 Kosaken angehörten. Es wurden große Schäden am Viehbestand und an den Gebäuden angerichtet.
1819 erhielt Christian Paaschen von Cossel als neuer Besitzer für den Verzicht auf die in Teilen noch bestehende Weidegerechtigkeit an der Schönningstedter Gemeinweide eine nicht unerhebliche Landzuteilung in den Hamelsbergen und bei der westlich des Gutes gelegene Einsamkeit (s.u.).
1839 war das Gut durch zwei weitere Hände gegangen, als Carl Edmund Georg von Alten es erwarb. Von Alten war 1815 Kommandeur der Dritten Königlich Deutschen Legion in der Schlacht bei Waterloo. Aus seiner Zeit ist eine Zeichnung des Anwesens vorhanden, die den Hauptweg mit Brunnen und einige Häuser und Ställe zeigt.
1875 verkaufte dessen Erbe den Hof für 102.000 Taler Preußisch Courant an Otto von Bismarck. Silk blieb im Besitz der Familie Bismarck.
Herrenhaus und Garten
Die heute noch vorhandenen umfangreichen Alleen und Baumreihen aus über 250 Bäumen, sowie die noch vorhandenen Gebäude, lassen auf ein großes Herrenhaus schließen. Auf einer Karte von 1748 ist neben dem Gutsgarten und Park ein prächtiges villenartiges Herrenhaus dargestellt. Es ist nicht mehr vorhanden. Bei einem großen Sturm 1870 fiel das baufällige Haus in sich zusammen, die Reste wurden abgetragen. Nicht einmal der Platz, an dem es einstmals gestanden hat, ist bekannt.
Es müssen einmal umfangreiche Garten- und Parkanlagen vorhanden gewesen sein. Der Platz eines Gartenpavillons inmitten der Allee am Blocksberg ist noch auszumachen. Von hier hatte man einen schönen Blick auf die barocken Gartenanlagen.
Beete und Rabatten werden kunstvoll gestaltet und mit Buchsbaum eingefasst gewesen sein. Verschlungene Wege führten durch die Anlage. Eine Sonnenuhr auf einem Sandsteinsockel schmückte den Garten. Nach Osten hin schließt eine Allee von über 80 Linden den Gartenbereich ab. Die Allee konnte nicht mit Wagen befahren werden, da die Bäume zu nahe beieinander stehen. Sie wurde wohl als Gartenzier oder als Schutz vor dem kalten Ostwind angelegt und bildete einen schattigen romantischen Spazierweg. Das ganze Hofareal war von Baumreihen umrahmt.
Vor dem Gutshaus haben einst zwei Marmorfiguren gestanden. Als man eines Tages einen Ochsen daran festband und er unruhig wurde und an seiner Kette zog, fiel die Figur um. Man reparierte sie und schaffte sie dann zum Stammsitz der Bismarcks nach Schönhausen.
Das kleine Waldgebiet nördlich vom Silker Weg wird „Einsamkeit“ genannt. Mitten darin liegt ein als „Franzosengrab“ bezeichneter Hügel, der vom Landesamt für Vor- und Frühgeschichte als ein vorgeschichtlicher Grabhügel angesehen wird und unter Denkmalschutz steht. Eine Reihe von Teichen im Wald wird von kleinen Quellen am Abhang des Mühlenberges gespeist. Einst mögen sie als Fischteiche angelegt worden sein, sie dienten aber auch als Viehtränke und als Feuerlöschteich. Zur Trinkwasserversorgung wurde ein Brunnen benutzt, dessen Umfassung noch am Wegesrand zu erkennen und als Ziehbrunnen auf überlieferten Bildern dargestellt ist.
Die alten Wirtschaftsgebäude stehen nicht mehr. Eine am Ostrand des Hofes gelegene Scheune ist abgebrannt. Der damals strohgedeckte Schweinestall in der Mitte der Hofanlage ist Anfang der 1960er Jahre ebenfalls abgebrannt. Im wieder aufgebauten massiven Gebäude sind heute Pferdeboxen eingerichtet. Der Schafstall, der vor der heutigen Reithalle am Weg stand, musste wegen Baufälligkeit abgebrochen werden. Die große Fachwerkscheune am Silker Weg war ebenfalls in einem baulich verfallenen Zustand, dass sie nicht mehr genutzt werden konnte. 2005 wurde sie abgebrochen.
Schade, denn die Scheune galt nach dem Schloss als das zweitälteste Gebäude Reinbeks. Sie war 40 Fach lang, etwa 52 Meter. Bei der Scheune ließ sich der Aufbau eines Fachwerkgebäudes gut betrachten. Auf einem Sockel aus Feldsteinen lag der Schwellenbalken. Er bildete die Grundlage für das Fachwerkgerüst. Das Gefache, der Zwischenraum zwischen den Balken, war mit Ziegelmauerwerk ausgefüllt.
Zusammen mit dem innerhalb des Gebäudes liegenden umfangreichen Ständerwerk bildeten die äußeren Balken das Auflager für die fast 20 Meter hohe Dachkonstruktion. Der Laie sah darin ein Gewirr von Balken, der Fachmann erkannte bald, dass es sich um eine Aneinanderreihung von Balkenkonstruktionen handelte, die jede für ein stabiles Dreieck bildeten und das hohe Dach sicher trugen.
Das Balkenwerk wurde von den Zimmerleuten nach der Zeichnung, dem Riss, wie die Zimmerleute sagen, auf dem Erdboden passend zugeschnitten und probeweise zusammengefügt. An den Balkenverbindungen waren Zapfen und Zapfenlöcher eingearbeitet, die durch eingeschlagene Holzpflöcke, vergleichbar mit dicken Nägeln aus Holz, die Balken fest verbanden. Schrauben oder Nägel aus Eisen wurden nicht verwendet. Die fertigen Balken waren deutlich erkennbar nummeriert. Beim Zusammenbau gaben die Ziffern dem Zimmermann die Reihenfolge der Gefache an. Die kleinen eingekerbten Dreiecke neben den Ziffern, Pik genannt, zeigten die Gebäudeseite und die Abfolge der waagerechten Balken an.
Ursprünglich war die Scheune mit Stroh gedeckt, später erhielt sie ein Reetdach. Roggenstroh war früher eine preiswerte und gute Dacheindeckung. Als jedoch die mechanischen Dreschmaschinen am Ende des 19. Jahrhunderts aufkamen, wurde das Stroh beim Dreschvorgang zerquetscht und für die Dacheindeckung nicht mehr geeignet. Man musste auf das teurere Reet oder auf gebrannte Dachpfannen zurückgreifen. Bei den beiden erhaltenen Wohnhäusern des Gutes sind die Dächer noch mit Reet gedeckt.
Heute wird das Gut selbst nicht mehr als Landwirtschaftsbetrieb genutzt. In die Gebäude ist ein Reiterhof eingezogen, die umliegenden Koppeln dienen als Auslauf für die Pferde. Die anderen Felder sind verpachtet, dort wird weiterhin Landwirtschaft betrieben.
Niemann’s Gasthof
Als sich im Jahre 1791 der im Dorf Schönningstedt wohnende Inste Franz Hinrich Bussau um etwas Land bewarb, damit er eine Kate errichten und einen Kohlhof, d.h. einen Gemüsegarten, anlegen konnte, setzte der Amtmann dieses Anliegen beim Landesherrn, das war jetzt der König von Dänemark, durch. Busse wohnte bisher als landloser Einwohner (Inste) sehr beengt in einer Kate, die sich mehrere Familien teilten. In dieser engen Wohngemeinschaft traten immer wieder Spannungen und Streit auf. Die Königliche Rentekammer genehmigte die Zuteilung der erbetenen neun Tonnen Land, rund 45.000 qm.
Die Zumessung des Landstückes war auf Kosten des Erwerbers durch einen beeidigten Königlichen Landvermesser vorzunehmen. Zu diesem Zweck haben sich nach dem auf dem Schönningstedter Feld gelegenen Hammelberg der Bauernvogt Behn, der Kätner Becker, der Altenteiler Westphal und der Inste Bussau begeben und einen Bauplatz zur Erbauung einer Kate von 36 Fuß lang und 30 Fuß breit (ca. 10,5 x 8,5 m) angewiesen. Die Kate lag am Weg nach Aumühle, direkt gegenüber den Silker Ländereien. Aus der Bussau’schen Kate ist später Niemann’s Gasthof geworden, der heute an gleicher Stelle in der vierten Generation betrieben wird.
Zum alten Kanzleigut Silk gehörte ein Krughaus, das außerhalb des Gutshofes an der Südseite des Weges nach Aumühle gegenüber von Niemann’s Gasthof lag. Ein Nachfolgebau diente als Wohnung für Gutsarbeiter. Das Gebäude wurde beim Ausbau der Straße von Schönningstedt nach Aumühle abgebrochen.