Das Anwesen am Ihnenpark entwickelte sich von einer einfachen Baumkate zu einem Herrensitz nach dem Vorbild von Schloss Sanssouci. Mehr darüber wissen Gisela Manzel und Eckart Bünning:
Die Ackerflächen südlich der Wohltorfer Straße wurden früher als „Fußknechtskamp“ bezeichnet, ein Streifen vor dem Vorwerksbusch war das „Herrenfeld“. Sie gehörten zur Brinkkate 3 des Dorfes Schönningstedt, die in der Schönningstedter Straße – Ecke Wohltorfer Straße lag. Sie war eine der Baumkaten, die an den Ausfallstraßen der Vorwerksländereien standen. Ein Schlagbaum versperrte hier die Durchfahrt. Der Schlagbaumwärter hatte zu kontrollieren, dass kein Diebesgut oder andere unrechtmäßig erworbenen Gegenstände mitgeführt wurden. Die Schlagbaumwärter waren auch zu anderen Diensten auf dem Amt verpflichtet. Als Teil ihrer Entschädigung wurde ihnen ein Acker zur Verfügung gestellt.
Die Baumkate wurde 1619 von Hans Timme bezogen. Ein späterer Inhaber war als Fußknecht, als Bote zu Fuß, auf dem Amt tätig. Für seinen Acker bürgerte sich die Bezeichnung „Fußknechtskamp“ ein. Spätere Bewohner der Baumkate waren auch als Pförtner, Wildschütz, Amtsvogt oder Amtsboten tätig, der Name für die Ländereien blieb.
Inzwischen war auf dem Grundstück eine weitere Kate errichtet und der Besitz zusammengelegt worden. Die Besitzer wechselten häufig und aus der alten Brinkkate wurde mit der Zeit ein Landsitz mit einem parkartigen Garten. In der amtlichen Gebäudeerhebung von 1867 wurde es als ein herrschaftliches Wohnhaus mit 8 heizbaren Zimmern aufgeführt, dazu gehörten Stallgebäude und Scheune.
1872 kaufte Generalkonsul Johann Wilhelm Kück vom Königlich-Preußischen Domänenfiscus das „Amtsbotendienstgebäude“. Er nannte seinen Besitz „Hühnerhof“. Die dazu gehörenden Ländereien umfassten das Gebiet südlich der Wohltorfer Straße mit dem „Fußknechtskamp“ und dem „Herrenfeld“, die bis an den Vorwerksbusch reichten und nach Wohltorf hin bis an die zum Gut Silk gehörenden Billewiesen gingen. Das Gebäude Schönningstedter Straße 104 war das herrschaftliche Wohnhaus Hühnerhof.
Vom „Hühnerhof“ zum „Ihnenpark“
Ende 1913 erwarb der Kaufmann Bernhard Ihnen das Land von Konsul Kück. Ihnen war das einzige Kind des Kaufmanns Johann Gerhardus Ihnen aus Emden und seiner Ehefrau Selma Pauline Albertine Schünemann aus Wellen b. Magdeburg. Er lebte in Hamburg und legte hier am 10. November 1893 den Bürgereid ab.
Im Jahre 1895 heiratete Bernhard Ihnen Luise Dorothea Elly Kiehn (* 1873), Tochter des Reinbeker Gemeindevorstehers Adolf Kiehn. 1899 wurde der einzige Sohn des Paares, Werner Johannes Adolf, geboren. Als Bernhard Ihnen im Jahre 1906 in Hamburg eine Rohkaffee-Import-Firma gründete, lebte die Familie vermutlich in der Bahnhofstraße in Reinbek. Am 31.12.1913 zog sie in das ehemalige Haus Kücks nach Schönningstedt. Bereits wenige Wochen später – Anfang 1914 – starb Elly Ihnen geb. Kiehn.
Als Bernhard Ihnen 1917 den Erben des 1914 verstorbenen Konsul Kück ihren Schönningstedter Besitz abkaufte, standen bereits 182.000,00 Mark Hypotheken zugunsten Ihnens in den Kückschen Besitzungen. Dieses war auch der Kaufpreis für das rund 180.000 qm große Gelände, das heute „Ihnen-Park“ heißt. Gleichzeitig erwarb Ihnen auf Reinbeker Gebiet, vom sogenannten „Tannenhofer Land“ der Familie Kück, die Baumkate (Brinkkate 3) mit rund 3000 qm Land. Das gesamte Gelände wurde im Westen von der Schönningstedter Straße, im Norden von der Wohltorfer Straße im Osten vom Bismarck’schen Fideicommis und im Süden vom Vorwerksbusch und den Grundstücken von Richard Walther und dem der Witwe Schild begrenzt.
Schon bald begann Bernhard Ihnen mit dem Bau seiner prächtigen Villa und den dazugehörigen Nebengebäuden und Pavillons. Das Haus wurde von der Bevölkerung „Klein-Sanssouci“ genannt, weil es im äußeren Erscheinungsbild dem Schloss von Friedrich dem Großen in Potsdam glich.
Im Jahre 1919 heiratete Bernhard Ihnen in zweiter Ehe die 1897 in Rostock geborene Gerda Winter. Der 20-jährige Sohn Werner verließ wenig später Schönningstedt, kehrte jedoch nach kurzer Zeit in das Haus seines Vaters zurück. Nach seiner Eheschließung mit Thora Walter zog er 1923 nach Hamburg in die Goethestraße. Werner und Thora Ihnen wohnten dann später mit ihren beiden Kindern noch zwei Jahre bis 1929 in der Villa Ihnen in Schönningstedt.
Die Ehe von Bernhard und Gerda Ihnen zerbrach bereits nach wenigen Jahren, und Anfang 1929 verließ Frau Winter, geschiedene Ihnen, endgültig Schönningstedt und zog nach Magdalenenlust bei Güstrow. Bernhard Ihnen zog wenig später nach Hamburg in die Klopstockstraße, wo er am 19.2.1934 starb.
Das Grundstück von Bernhard Ihnen wurde verkauft und in den Jahren 1933 bis 1935 parzelliert. Rund 15.000 qm, auf denen die Villa und die Nebengebäude standen, teilte man jedoch erst 1939 in Einfamilienhausgrundstücke. Das lässt die Vermutung zu, dass zu diesem Zeitpunkt „Klein-Sanssouci“ abgebrochen wurde, das Haus hat also nur rund 20 Jahre bestanden. Die Nebengebäude und Pavillons blieben bis heute erhalten.