Was war das eigentlich – eine richtige traditionelle Drogerie? Mechthild Pirson erinnert sich an Salmis, Seife und vieles mehr im Familienbetrieb der Klimmeks am Schmiedesberg, die ihren Laden ungefähr in den 1950er und -60er Jahren führten.
„Drogerie Klimmek, betrieben von Herrn und Frau Klimmek, in weiße Kittel gekleidet ‑ eine Institution. Wer kennt heute schon den Beruf eines Drogisten, der nicht mit Drogen handelt, wie wir denken könnten, sondern mit gesundheitsfördernden und körperpflegenden Mitteln, abgegrenzt von Apothekenprodukten.
So gab es Kräutertees, Hustenbonbons, viereckige Malzklüten und für Kinder die reizvollen Salmiakpastillen, kurz Salmis genannt, schwarze Lakritzen in Rautenform, die man sich als Ornament auf den Arm kleben konnte. Pfefferminzplätzchen wurden in spitze Tütchen abgefüllt, weiße Pastillen, mit denen mein Großvater manchmal auch unseren Hund verwöhnte.
Herr und Frau Klimmek, von behäbiger Statur, bedienten immer freundlich; es gab keine Frage, die sie nicht beantwortet hätten; es gab keinen Wunsch, der nicht auf irgendeine Weise erfüllt worden wäre.
Zur Körperpflege konnten wir Zahnpaste kaufen, Seifen. Mir blieb in Erinnerung die duftende Mousson‑Kinderseife, in deren Schachtel noch extra ein kleiner rosafarbener Waschlappen steckte.
Seifenmittel erstanden wir, z.B. Seifenflocken, wie sie damals üblich waren, geschabter Seife ähnelnd, Schmierseife in fester Konsistenz, die wir heute flüssig als Grüne Seife verwenden, und harte Kernseife in länglichen Blöcken. Waschmaschinen gab es kaum, so dass man zum Wäschewaschen mit der Hand erst einmal ein Einweichmittel für die Vorwäsche brauchte und ein anderes Waschpulver für das Kochen in großen Kesseln.
Ein Drogist war auch ausgebildet für den Verkauf von Artikeln, die man als Maler benötigte. So gab es Farben, flüssig und als Pulver, die auf Wunsch sogar angemischt wurden; und neben Haarkämmen und ‑bürsten hingen so Pinsel, Bürsten für das Malen am Regal. Konnte man nicht auch Tapeten im Geschäft aussuchen? Mein Mann meint, dass er sich damals auch Chemikalien wie Spiritus o.ä. aus einem großen Ballon hat abfüllen lassen.
Eine solche Fülle von Artikeln führte das Geschäft, dass man sich vorstellen kann, wie gut ausgebildet und sachkundig das Drogisten‑Ehepaar sein musste. Um Lehrlinge kümmerte es sich auch.
Das Geschäft lag am nördlichen Anfang des belebten Schmiedesberges. Der Eingang lag über Eck mit zwei großen Schaufenstern nach Westen und Süden, so dass eigentlich jeder an dem Laden vorbei musste und bestimmt angelockt wurde. Brauche ich nicht doch eine Bademütze, blau oder weiß aus steifem Gummi mit Kinnverschluss? Heute lachen wir über die tutigen Kopfbedeckungen, die im Schwimmbad Pflicht waren. Oder wie wäre es mit einem Friseurumhang aus zartem Material, um die Schultern zu legen beim Kämmen? Haarnadeln konnte man kaufen für den Knust (Dutt) der Langhaarigen, oder metallene Klemmen als Haarspange, eine einfache Drahtkonstruktion, um die Lockenpracht zu bändigen, die vorher mit Wicklern aus Metallröhrchen in ihre aparte Form gebracht worden war. Sogenannte Libellen aus Horn gehörten schon zu den anspruchsvolleren Artikeln wie überhaupt gerne Horn verwendet wurde als Material, weil Plastik noch nicht existierte.
Zu Weihnachten gab es dünne weiße Tannenbaumkerzen, zu Silvester Piepmanscher, Knallfrösche, Luftschlangen, Luftballons. Hundekuchen war das ganze Jahr über gefragt.
Meine Freundin erzählt noch von den Eisbonbons, die sie stückweise dort erstand je nach Taschengeldlage. Und ein sogenannte Giftbuch sei auch geführt worden, in dem man z.B. den Kauf eines Mittels gegen Maulwürfe bestätigen musste. Eine frequentierte Sparte war noch das Photogeschäft. Man führte die Utensilien dafür, entwickelte aber auch, wie ich meine, die Negative im eigenen Labor. Es wurde noch nicht so intensiv fotografiert wie heute.
Es war wohl nach dem Tode von Herrn Klimmek, dass die Drogerie am Schmiedesberg abgegeben und eine neue in kleinerem Maßstab von Frau Klimmek in der Schulstraße weitergeführt wurde.“