„Wir wandernden Künstler“ schrieb er der Familie seines Anwalts und Mäzen F.F. Eggers einst ins Gästebuch. Und ein solcher war Sandro von Lorsch. Er lebte und arbeitete an vielen Orten und sein Weg führte ihn für einige Zeit auch nach Reinbek. Dr. Holger Stienen hat sich ausgiebig mit dem Leben und Werk des Künstlers beschäftigt.
Sandro von Lorsch (1919 – 1992)
Der Maler Sandro von Lorsch (während des 3. Reiches auch Heinz Lorsch, Sandor Lorsch) wurde in Hamburg (Nienstedten) geboren und verstarb ebenfalls dort (Winterhude) und wurde auf dem Friedhof Ohlsdorf beerdigt (Sondergrabstätte beim Haupteingang). Sein Vater war Graf Walther Willy von Lorsch. Er wurde 1944 von den Nazis im Zuchthaus Litzmannstadt wegen angeblichen Hochverrats umgebracht. Seine Mutter Bobilla Josefina Rothe de Gomez lebte in der Kriegszeit unter dem Schutz der Familie von Bismarck auf Gut Schönau, verstarb in der Nachkriegszeit und wurde auf dem Friedhof Reinbek beigesetzt.
Schon als Kind und Jugendlicher beschäftigte sich v. Lorsch beständig mit der Malerei. Mit seinen Eltern reiste er durch Europa, besuchte die bekannten Museen, lernte die Maler Pierre Bonnard, Maurice de Vlaminck und Pierre Soutine kennen und verinnerlichte ihren Malstil. Ebenso war er mit Oscar Kokoschka bekannt, den er in Prag traf, in England und nach dem Krieg in Hamburg wieder traf und malte mit ihm zusammen, wie auch mit Karl Schmidt- Rottluff, mit dem er an der Ostsee und im Tessin gemeinsam malte. Andere Malerfreunde waren Hans Purrmann und Max Pechstein.
Schon vor dem Krieg floh v. Lorsch nach einer vorübergehenden Verhaftung durch die Gestapo über Ungarn, die Schweiz und Frankreich nach England, wo er sich der britischen Armee als Übersetzer anschloss. Er war fünf Mal verheiratet und hat vier Kinder.
Zu seiner Zeit war v. Lorsch sehr bekannt und seine Bilder erzielten Spitzenpreise. Den Malstil seiner Hauptschaffenszeit kann man als expressionistisch bezeichnen. Er stellte in bekannten Galerien in der Schweiz, London, Hamburg, Worpswede aus. Seine Malerreisen führten ihn nach Ungarn, Österreich, Frankreich, Belgien, England und die Schweiz, sowie später während seiner abstrakten Phase auch nach New York. Von Lorsch hinterließ wenige Aufzeichnungen. Eine Bilderliste, die es gab, konnte bis heute nicht gefunden werden. Bisher wurden etwa 850 Bilder, darunter viele Ölgemälde, einige Acrylbilder, Aquarelle, Zeichnungen und Skizzen bei fast 200 Personen, in Institutionen, Firmen und Museen dokumentarisch festgestellt.
Die Reinbeker Zeit
Von Lorsch kam 1945 mit den britischen Truppen nach Reinbek, wo er mit seiner Mutter, die er hier wieder traf, in wechselnden Unterkünften wohnte, davon zwei Jahre auch in einem Wohnwagen in Wentorf. Er lebte im Raum Reinbek bis 1955 und später noch einmal von 1970-72 am Schmiedesberg in der Pension Scharnberg. Gleich nach seiner Ankunft in Reinbek Anfang Mai 1945, begann er wieder zu malen, auf unterschiedlichen Materialien, darunter auch Bettlaken aus der Klinik Sophienbad. Es entstanden zahlreiche Bilder an der Bille, auf Gut Silk, im alten Ortskern und an den Waldrändern, am Hafen Bergedorf, am Schloss, Windmühlen, zudem Stillleben, einige Portraits, Kohlezeichnungen und Skizzen etwa von Szenen in Gasthäusern und Kneipen.
Ein ca. zwei Meter großes Ölgemälde mit einer Zigeunerin, die am Feuer mit einem Tamborin tanzt, hing im Gasthof „Zur Schmiede“ am oberen Ende der Bergstraße. Viele Familien in Reinbek besaßen Bilder von ihm, darunter Industrielle, Ärzte, Professoren, Lehrer, Einzelhändler usw., von denen die Namen bekannt sind und deren Nachfahren teilweise noch in der Gegend leben. Zudem fuhr er wöchentlich nach Hamburg und traf sich mit seinen Galleristen, u.a. Commeter und meist reichen Hamburger Kaufleuten, Industriellen und Mäzenen, die ihm Gemälde zu hohen Preisen, oft noch nicht ganz trocken, abkauften.
Von Lorsch war ein außerordentlich lebensfroher Mensch, der gerne feierte, gute Weine trank, Geige und Gitarre spielte und beständig Einladungen gerne nachkam. Er hatte zahlreiche Affären und so mancher jungen Frau das Herz gebrochen. Schließlich heiratete er eine Großbauerntochter aus den Vierlanden, die er bei seinen Malerausflügen kennengelernt hatte. Aus dieser Ehe, die am längsten hielt, gingen drei Kinder hervor.
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wikipedia: Sandro von Lorsch