Dieses sind die Erinnerungen einer alten Reinbekerin – niedergeschrieben im Winterhalbjahr 1983/84 von Ulrich Troll (1920 -1994)
Else Scharnberg Teil 1/4
Meine Großeltern mütterlicherseits, Gotthilf und Dorette Bisse, waren alteingesessene Reinbeker. Sie bewohnten das große Haus am Schmiedesberg Nr. 10, weitbekannt über die Grenzen Reinbeks hinaus als „Bäckerei Bisse“.
Schon als Kind liebte ich den Ort Reinbek sehr und verbrachte dort bei meinen Großeltern die schönste Zeit meiner frühen Kindheit.
Ich bin am 21. Mai 1898 in Grande, in der Nähe des schönen Sachsenwaldes, geboren. Unser Nachbar war Herr Gr. Josefsen, der mich gemeinsam mit der Hebamme zur Welt gebracht hatte. Mein Vater war in Grande 7 Jahre als Lehrer tätig und hatte dort nicht weniger als 70 Kinder in einer Klasse und dazu noch 4 verschiedene Schulgänge zu unterrichten. Meine Mutter gab Handarbeitsunterricht. Nach all den Jahren hatte mein Vater den Wunsch, nach Reinbek versetzt zu werden, was dann ja auch durch Fürsprache klappte. Von seinen Freunden in Grande trennte er sich allerdings ungern, denn in Laufe der Jahre war es zu einem sehr guten Kontakt mit den Jagdherren gekommen, die ihren zweiten Wohnsitz in Grande hatten, sonst allerdings in Hamburg lebten. Sie brachten viel Abwechslung in den idyllischen Ort an der Grander Mühle, die noch heute weithin bekannt ist. Es wurden viele lustige und geistige Gespräche geführt bei nächtlichen Gelagen, und darum wurde der Abschied aus Grande schwer. Ich allerdings freute mich, dass wir nach Reinbek umsiedelten. Ein weiterer entscheidender Schritt meines Vaters war auch die Tatsache, dass die Versetzung nach Reinbek eine kleine Gehaltsaufbesserung mit sich brachte, die er gut gebrauchen konnte, denn in der Zwischenzeit waren wir drei Geschwister geworden, und Kindergeld und Unterstützung, wie es das alles heute zur Erleichterung gibt, waren damals noch nicht üblich. So hieß es, haushalten mit dem Wenigen. Unsere Großeltern kleideten uns ein und meine Mutter bekam ihr monatliches Taschengeld von ihrem Vater. Bei mir ist die Sparsamkeit noch bis zum heutigen Tag erhalten geblieben.
Mein Vater gab hier in Reinbek zur Aufbesserung des Gehaltes noch viele Musikstunden nebenbei. Leider hatte er aber mit seinen eigenen Kindern keine große Geduld zum Unterricht. Meine Schwester Martha bekam deswegen bei Frl. Meissner Klavierunterricht, weil sie sehr musikalisch war, zum Konservatorium in Hamburg langte das Geld nicht.
Meine Eltern sind beide in Reinbek geboren. Mein Vater stammt aus einer Lehrerfamilie und war ein sehr beliebter Mann. Innerhalb unserer Familie durfte nie ein hässliches Wort gesprochen werden. Das verbat er sich ganz energisch, denn sein Leitspruch war, jeder hätte vor seiner eigenen Tür genug zu fegen.
Meine Großmutter gab ebenfalls Unterricht in Musik, gleichzeitig aber auch in Englisch und Französisch.
Ich selber bin in Reinbek ein Jahr von meinem Vater unterrichtet worden und ein Jahr von Herrn Fritz Sahr, der ein sehr strenges Regiment führte. Zum Frühstück während der Pause gingen wir zu unserer Großmutter Scharnberg, die damals bei Ohl wohnte. Heute ist in dem Ohlschen Haus ein Reformgeschäft. Es gab dann bei ihr Tee und unsere Urgroßmutter Susemihl saß – mit ihrem Häubchen auf dem Kopf – im hohen Lehnstuhl und ermahnte uns ständig, aufmerksam in der Schule zu sein. Nach dem Tod meiner Urgroßmutter zog meine Großmutter in die 1. Etage zu Albertz, wo heute im Parterre die „Bürgerstuben“ sind. Das Haus hat Hans Albertz an Kar1 Elsholz verkauft. Bis dahin stand dort ein großer Getreidesilo, in welchem damals die gesamte Kinderschar von Reinbek spielte. Auch wir waren dabei, und eines Tages stürzte Martha von oben aus dem Silo auf die Straße – und hatte wohl einen Schutzengel, denn sie hatte den Sturz heil überstanden!
Meine Großmutter Scharnberg musste dann zu ihrer Tochter, Mariechen Feige, nach Wentorf ziehen, denn ihr Geist ließ leider nach, so dass sie nicht mehr klar denken konnte. Sie wurde dort sehr gut betreut, wobei sich dann die alte Dame ganz zufrieden fühlte. Nachdem ich die Schule in Reinbek verlassen hatte, kam ich nach Bergedorf in die Luisenschule, später kam auch meine Schwester Martha dort hin und mein Bruder Rudi ging zur Hansaschule. Der Unterricht war aber nicht etwa kostenlos, alle 1/4 Jahr zahlten die Eltern pro Kind 70,– Reichsmark. Alle Bücher und Hefte mussten ebenfalls von ihnen käuflich erworben werden – es war ein großes Opfer, was ihnen auferlegt wurde! Hinzu kam die Bahnfahrt.
Heutzutage gibt es ja Zuschüsse! Zu der Zeit gab es hier in Reinbek noch kein Gymnasium, es wurde erst in Jahre 1924 erbaut. Daher mussten wir also nach Bergedorf.
Der 1. Direktor des Reinbeker Gymnasiums war Dr. Wichern. Nach seinem Tode wurde Dr. Stienen sein Nachfolger. Im Laufe der Jahre wurde die Schule immer mehr erweitert, denn Reinbeks Einwohnerzahl nahm ständig zu. Allerdings existierten zu der Zeit auch noch Privatschulen. Eine in Wentorf, geleitet von den Lehrerinnen Frl. Krumhar (die Krumharsche Schule), Frl. Töbe, Frl. Reimers und Frl. Halles.
Nachdem mein Vater seine Tätigkeit hier in Reinbek aufgenommen hatte, bewohnten wir erst einmal eine Schulwohnung im Schulhaus der Klosterbergenstraße. Nach 2 Monaten zogen wir um in das Haus meines Großvaters Scharnberg, Schmiedesberg Nr.6, wo ich auch heute noch als Letzte der Familie wohne. Ich hoffe auch, dass ich hierbleiben kann, möchte also gerne mein Leben hier beschließen.
1905 zogen wir ein. Es gab kein elektrisches Licht, sondern nur Petroleumlampen, die jeden Tag geputzt und neu gefüllt werden mussten. Es gab keine Wasserleitungen, sondern lediglich eine Pumpe draußen im Garten. Im Winter, bei großer Kälte, war sie oftmals eingefroren, so dass sie mit heißem Wasser wieder aufgetaut werden musste. Reinbeker mit sehr hohem Einkommen hatten eine Anlage im Garten und zwar in Form eines Rades, mit dem sie das Wasser aus dem Brunnen ins Haus pumpen konnten. Toiletten mit Wasserspülung war ebenfalls damals Luxus, die meisten hatten draußen im Garten ein kleines Häuschen mit einem Herzen in der Tür und dem „Eimersystem“. Andere wieder besaßen innerhalb des Hauses kleine „Stille-Örtchen“ mit Torfmull – es war eben alles einfach und primitiv. Heute findet man derartiges höchstens noch auf dem Land. Wir als Kinder haben aber das nicht so empfunden, denn wir hatten ein sehr schönes Familienleben und fühlten uns bei unseren Eltern sehr geborgen.
Zur Weihnachtszeit durften wir Kinder bei unseren Großeltern Bisse in der Bäckerei (Schmiedesberg 10) die weißen Kuchen, die in Form von Tierfiguren hergestellt waren, mit roter Kuchenfarbe bemalen. Das war für uns ein großes Fest. Leute, die von unseren Großeltern extra für diesen Zweck eingestellt wurden, haben das Weihnachtsgebäck in Kiepen und Körben weit übers Land bis nach Ohe, Aumühle und Friedrichsruh ausgetragen. Darunter auch eine „Mutter Hinsch“, mit ihrem Mann. Ich erinnere, dass sie abends, nach Beendigung ihrer Tagestour, mal eben ihr 7. Kind zur Welt brachte – aber am nächsten Morgen wieder mit ihrem Gebäck über die Dörfer wanderte! Stollen, Marzipan und Konfekt, alles wurde von Hand angefertigt. Mandeltorten wurden bis nach Amerika verschickt. Abends bei der Rückkehr, wenn alles verkauft war, wurde abgerechnet. Die weißen Puppen und Tiere fanden besonders bei den Kindern großen Anklang. Wir bekamen als Belohnung für unsere Arbeit die zerbrochenen Kuchen, die aber ebenso gut schmeckten. Verwöhnt wurden wir nicht. Sonntags durften wir uns eine Schnecke von unserem Großvater holen. Alles ging sparsam zu, denn anders konnte man keine Güter erwerben, außerdem musste man für sein Alter vorsorgen.
Im Winter war der Schmiedesberg für den Verkehr gesperrt und als Rodelbahn für Jung und Alt freigegeben. Das war eine Gaudi! Schwarz voll Menschen war der Berg bis in die Nacht hinein. Von oben hinab bis ans Ufer des Mühlenteiches ging es in rasender Geschwindigkeit hinunter. Wer keinen Schlitten hatte, fertigte sich ein Brett an, welches mit Gleitschienen versehen wurde – und wenn es eine Kommode war! Abends kamen wir todmüde und durchgefroren nach Hause. Trennen konnte man sich schlecht von dieser Rodelbahn. Mutter sorgte für trockene Kleider und warmes Essen, dadurch tauten wir wieder auf.
Rangunterschiede gab es auf der Rodelbahn nicht. Bei großer Kälte war der Mühlenteich, der beim Schloss in einer herrlichen Umgebung liegt, zugefroren. So konnte man dort wunderbar Schlittschuh laufen. Aus der näheren und weiteren Umgebung kamen die Menschen zum Mühlenteich. Mit einem Sitzschlitten fuhr man über die Eisfläche, warm eingepackt, konnte man es dann sehr gut aushalten. Würstchenstände, Backwaren- und Getränkebuden standen mitten auf dem Eis und sorgten für das leibliche Wohl. Außerdem saß in einem kleinen Pavillon eine Musikkapelle, die die Schlittschuhläufer musikalisch unterhielt. Das war abends im Mondenschein besonders romantisch.
Die Schlachtereien nahmen die Eiszeit wahr, um sich die Kühlhäuser mit Eis zu füllen und damit die Frischhaltung ihrer Produkte zu sichern. Mit Wagen kamen sie angefahren, um so das Eis in ihre Eiskeller zu befördern. Auch als Privatmann konnte man sich für ein paar Groschen das Roheis besorgen und im Haushalt verwerten. Denn zu der Zeit gab es noch keine Kühl- und Tiefkühlschränke.
Der Mühlenteich liegt eingerahmt von schönen Villen, Schloss Reinbek und dessen Park, in dem man schöne Spaziergänge machen und sich der Ruhe hingeben kann. Die Bille fließt in den Mühlenteich und geht bis nach Hamburg, so dass man auch per Boot dorthin gelangen kann. Eine Familie Stegemann, die am Mühlenteich an der Schleuse wohnt, besaß eine Bootsvermietung. Aber leider gab sie diese Vermietung auf. Die Ausflügler haben die Ruderpartien sehr vermisst, denn die ganze Gegend um den Mühlenteich ist bezaubernd für das Auge und beruhigend für die Nerven.
Unsere Großmutter ging mit uns in die Böge. Dort stand auf dem Hüttmannschen Grundstück ein kleines Badehäuschen. Wir bekamen Schwimmunterricht – mit leeren Petroleumflaschen, die man uns um den Bauch gebunden hatte, denn Schwimmwesten gab es zu jener Zeit noch nicht!
Das Reinbeker Schloss wurde in der Zeit zwischen 1572 und 1576 erbaut und zwar im Renaissance-Stil. Der Erwerb des Schlosses im Jahre 1972 durch den Kreis Stormarn und unserer Stadt hatte zum Ziel, dieses bau- und landesgeschichtlich so bedeutsame Gebäude zu erhalten, in absehbarer Zeit zu restaurieren und mit einem neuen kulturellen Inhalt zu füllen. Aus der Geschichte dieses Schlosses geht hervor, dass die Jahre in gewohnter Monotonie vergingen – an der Tatsache, dass es heute ein geschichtliches Denkmal von ausgeprägter Schönheit ist, ändert sich nichts. Das einzige dramatische Geschehen, das sich um seine Gemäuer rankt, ist die unerlaubte, weil nicht standesgemäße Liebesbeziehung des Sohns des Amtmannes Christoph Hartwig von Lowtzow und Caroline, der Tochter des Müllers Flickwier. Da ihrer Liebe keine Zukunft beschieden werden konnte, wählten sie den Freitod. Bei der „Liebesbuche“ im Vorwerksbusch gingen sie am 8. Juli 1811 in die Bille. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurden sie gemeinsam in Steinbek beigesetzt. Meine Großmutter hatte die Original-Liebesbriefe des Grafen und der Müllerstochter. Leider sind diese Briefe abhandengekommen.
Das Schloss kaufte Herr Emil Specht, es wurde zum Hotel und Restaurant umgebaut. Dort verkehrte dann die vornehme Gesellschaft Hamburgs und Umgebung, viele Feste und Veranstaltungen fanden in dem romantischen Schloss statt. (Es gibt ein kleines Buch: „Meine Kindertage in Reinbek“, verfasst von der Tochter des Herrn Emil Specht). Die Reinbeker Geschäftsleute belieferten das Schloss mit ihrer Ware. Der Wagenverkehr von Hamburg nach Reinbek veranlasste den Aufschwung des Hotels. Von Hamburg fuhren Kutschen und Equipagen ins Schloss, denn Autos gab es zu der Zeit fast keine. Wer nicht über große Mittel verfügte, kam mit einer Brig, wie wir diese Fahrzeuge nannten. Ca. 20 Personen fasste dieses Gefährt. Reinbek war das Endziel der Wagen, denn von Hamburg hierher war eine weite Strecke. Die Vermietung dieser Wagen machte hauptsächlich Schlüter in Hamburg.
Die Brigs spannten entweder im Landhaus aus, oder bei Wiesemann. Dieses Lokal lag auf dem Gelände des Krankenhauses St. Adolf-Stift. Es hatte einen Tanzsaal und eine große Bühne. Sonntags, besonders im Sommer, kamen viele jungen Leute aus Hamburg zum Tanzen. Es wurde geflirtet und sogar Bekanntschaften fürs Leben geschlossen.
So auch bei Bernhard Ihnen. Seine Frau war eine geborene Kiehn. Ihr zuliebe baute er im Ihnenpark das Schloss Sanssouci in Miniatur, sie hat aber dort nur 4 Wochen gelebt (Rollstuhl) und ist dann gestorben. Seine 2. Frau war verwandt mit Contino und eine glänzende Reiterin, verlebte auf Turnieren ihr Dasein mit vielen Reitern aus der besten Gesellschaft, mit Prinzen und Grafen. Anlässlich so eines Turniers war sie zur selben Zeit im Rostocker „Fürst Blücher“ – und daher kenne ich sie so genau – als auch ich zu Besuch bei meinen Freundinnen Anni Menzel (sie war die Frau des Hotelbesitzers) und Gertrud Troll in Rostock weilte – eine herrliche Zeit.
Die militärische Kameradschaft feierte ebenfalls bei Wiesemann Kaisers Geburtstag, jeweils am 27.Januar. Mein Vater war 1. Vorsitzender des Vereins. Er ließ wegen der Aufführungen für diesen großen Tag sogar eigens aus Berlin Uniformen kommen. Meine beiden Eltern spielten leidenschaftlich gerne Theater, und wir Kinder durften bei den Hauptproben dabei sein – was nun wiederum für uns ein großes Erlebnis bedeutete.
Das St. Adolf-Stift war zu meiner Kindheit schon ein Krankenhaus, welches von den Nonnen geführt wurde, und die Geldgeber waren die Familien Schramm und Tiefenbacher. Die Patienten ließen sich von ihren Hausärzten im Krankenhaus behandeln. Heute ist das St. Adolfstift ein weltweitbekanntes Haus mit stationierten Ärzten aus allen Fachgebieten.
Für den alten Herrn Schramm und seine Familie (Schramm -Tiefenbacher) wurde von seiner Frau auf dem Friedhof eine sehr schöne Kapelle gebaut und Reinbek ein großes Stück Land zur Erweiterung des Friedhofes geschenkt. Die Gemeinde der evangelischen Kirche hatte ebenfalls eine kleine Kapelle, leider verfiel diese jedoch im Laufe der Jahre und konnte nicht mehr gebraucht werden.
Kurz nach Ende des 1. Weltkrieges verkaufte die Familie Specht das Schlossgewese an Margarete von Patow zu Zinnitz (Niederlausitz). In dem Schloss richtete die neue Besitzerin sofort ein christlich ausgerichtetes Erholungsheim ein, das während der 1920er Jahre, in der es Eigentum der Freiin von Patow war, als solches bestand. Es erhielt den Namen „Erholungsheim Pniel“ in Anlehnung an das alte Testament (1. Moses 32, Vers 31). Die Heimbesucher bildeten eine geschlossene Gemeinschaft; für Fremde war das Heim nicht zugänglich. Geschlossene Gesellschaften wie silberne Hochzeiten und christliche Tagungen waren allerdings möglich.
Aus Altersgründen verkaufte dann 1939 Frau von Patow das Schloss an das Reichsinstitut für koloniale Forstwirtschaft aus Tharandt (heute Bundesforschungsanstalt für Holz- und Forstwirtschaft). Es kamen viele Wissenschaftler aus aller Welt nach hier, so dass Reinbek einen internationalen Ruf bekam. Leider übersiedelte die Anstalt nach Lohbrügge, weil das Gelände für die Forschungsanstalt zu klein geworden war. Die Stadt und das Land Schleswig-Holstein übernahmen die historische Stätte, die wieder in den Urzustand hergerichtet werden soll. Heute schon ist der überwiegende Teil der Renovierungsarbeiten abgeschlossen.
Reinbek hatte zu damaligen Zeiten eine Reihe schöner Hotels aufzuweisen. So zum Beispiel das „Nancythal“(Anm.: es lag allerdings auf der Wentorfer Seite an der Bille). Der Hotelier August Krogmann erwarb 1888 das von P. Schultz errichtete Hotel, baute es aus und nannte es nach seiner Tochter Nancy. Oder das „Landhaus“, in dem die Feste des Bundes „Königin Luise“ stattfanden. Dann das Hotel „Karlshöhe“ (Wentorf). Die Halle und der große Festsaal waren eine Augenweide. Jahrzehntelang war das Haus im von hohen Bäumen umgebenen Park Treffpunkt der Gesellschaft. Man fuhr vor in Chaisen Gigs, Equipagen oder Breaks, zwei-, vier-, sechs- und achtspännig. Aber auch die Golfspieler aus aller Welt wohnten in der „Karlshöhe“. Frau Sellshop, Mitglied des Wentorf-Reinbeker-Golfclubs, spielte eine tonangebende Rolle, sie war zehnfache Deutsche Meisterin im Golf und daher international bekannt.
Ferner verkehrten dort Gäste des Ton-Tauben-Clubs, der später am Tonteich ein eigenes Clubhaus baute. Dort wurden auf dem Gelände eigene Tennis- und Hockey-Plätze angelegt, so dass die Mitglieder unter sich waren. Ursprünglich stand auf dem Gelände am Tonteich eine Ziegelei, die aber 1914 einem Feuer zum Opfer fiel. Im Lauf der Jahre bildete sich aus der Kuhle durch Grundwasser und Quellen der heutige Tonteich. Der kleine See und die gesamte Umgebung bilden heute noch für viele Hamburger ein beliebtes Ausflugsziel, er ist umrahmt von Tannen- und Hochwald – eine Oase der Erholung.
Ebenfalls 1912, am 24. Dezember, brannte in Reinbek das alte strohgedeckte „Landhaus“ an der Ecke Hamburger Straße – Bergstraße bis auf die Grundmauern nieder. Dabei brach sich meine Mutter, die das Feuer unbedingt sehen wollte, den Fuß.