Im Verlauf des Ersten Weltkrieges wurden Nahrungsmittel immer knapper. Darüber erzählt Otto-H. Harders aus dem Leben seines Vaters:
„Mein Vater hat in seinem Leben Vieles erlebt, auch Schlimmes. Eine Erinnerung aus seiner Kinderzeit hat ihn aber alle Jahre verfolgt. Er hat sie mir mehrfach erzählt:
Großvater war zum Militärdienst eingezogen, und Großmutter musste alleine für die beiden Kinder sorgen. Ein Nachbar kam auf kurzen Heimaturlaub. Er, der im Schützengrabenkrieg der Westfront das tägliche Töten und Sterben gewöhnt war, war erschüttert, als er die Hungersnot zu Hause erlebte. Spontan sagte er zu meinem Vater, der damals wohl 13 Jahre alt war: ‘Legg Di eenen Sack trecht. Hüt Abend halt wi Kartüffeln’. Und so geschah es. Der Nachbar schulterte seinen Karabiner, und mein Vater folgte ihm. Bei der Kartoffelmiete eines Gutsbetriebes machten sie halt und sammelten Kartoffeln ein. Plötzlich hörten sie Pferdegetrappel und aus dem Dunkel tauchte der Gutsinspektor zu Pferde auf. Mein Vater wollte weglaufen, aber der Nachbar herrschte ihn an: ‘Blief hier! Den scheet ik doot’. Er legte das Gewehr an. Der Inspektor hatte die Situation erfasst, ritt an den beiden vorbei und verschwand im Dunklen.
Mit Kartoffeln, aber zitternd vor Angst und Aufregung, kam mein Vater wieder bei seiner Mutter an.“