Gemüse gab der Garten unserer Reinbekerin also schon einmal zu genüge her. Aber Eier und, noch besser, einen Sonntagsbraten… Das wär’ doch was! Wieder hat Gisela Hackbarth mitgeschrieben:
„Hinten im Garten hatte unser Vater eine kleine Laube gebaut, in der wir uns nachmittags und abends gern aufhielten. Neben dieser Laube standen ein paar Kaninchenställe. Zu meinen Pflichten zählte es, die Kaninchen mit Futter zu versorgen. Im Frühjahr und Sommer zog ich jeden Nachmittag mit einem kleinen Messer und einem großen Sack bepackt los und pflückte an Wegrändern alles, was es an Grünzeug gab. Einmal entdeckte ich eine Wiese voller Klee und Löwenzahn. Einige Futtersammler waren schon da und füllten ihre Körbe und Säcke. Im Nu hatte auch ich Mengen dieses schönen Futters eingesackt. Plötzlich erschien ein Feldhüter mit einem großen Hund. Ich bekam einen riesigen Schreck und wollte wegrennen. Ein älterer Mann, der auch einen Korb voll Futter in der Hand hatte, beruhigte mich aber und ich blieb stehen. Der Feldhüter fuhr uns an, dass das Futtersammeln verboten sei. Wir mussten alle unser gesammeltes Futter ausschütten und die Wiese sofort verlassen. Ich war sehr enttäuscht.
Im Winter gab es ja kein frisches Grünzeug mehr für die Kaninchen. Da wurden Kartoffelschalen und auch ganze Kartoffeln gekocht, zerquetscht, mit Kleie vermengt und zu kleinen Bällchen geformt; das war dann ihr tägliches Futter, und ich hatte etwas mehr Freizeit. Unsere Kaninchen gediehen prächtig und vermehrten sich rasant. Somit hatten wir stets einen Sonntagsbraten.
Neben der Laube war auch ein Hühnerstall, mit einem großen Auslauf aus Maschendraht. Oft durften die Hühner auch im Garten herumlaufen und nach Futter suchen. Wir mussten dann aber aufpassen, dass sie nicht in den Beeten nach Samen scharrten und nicht an den jungen Gemüsepflanzen pickten. Jeden Tag hatten wir nun frische Eier.“