Damit der Haushalt funktionierte, brauchte es natürlich mehr als Essen und Trinken. Gudrun Schmidt berichtet von Kohle und Kloake:
„Elektrischen Strom hatten wir natürlich schon. Der Energieverbrauch war damals wesentlich geringer als heute. An Waschmaschine, Trockner, Spülmaschine, Kühlschrank usw. war noch nicht zu denken. Kühl gehalten wurden die Lebensmittel entweder im Keller, wo es ja noch keine Heizung gab, oder in der Speisekammer, einem kleinen Raum mit Fenster – wegen der Frischluft – neben der Küche.
Geheizt wurde mit Öfen in den einzelnen Zimmern, und zwar mit Holz und Briketts. Als Brennholz holten wir uns regelmäßig sehr preiswerte Abfälle aus dem Sägewerk. Viele Dorfbewohner hatten sich vom Förster einen so genannten Holzschein besorgt, der sie zum Sammeln von Reisig und Windbruch sowie von Pilzen und Beeren im nahen Waldgebiet berechtigte.
Briketts gab es zumindest vor dem Krieg ebenfalls reichlich. Schließlich waren die Braunkohlegruben des sächsischen Industriegebietes nicht allzu weit entfernt. Viele Dorfbewohner waren dort beschäftigt und erhielten ein Deputat, von dem sie häufig etwas weiterverkauften. Die Briketts wurden uns dann entweder mit Handwagen, manchmal aber auch mit einem Pferdefuhrwerk angeliefert. In Körben mussten sie dann über die lange Heiste (mit Platten ausgelegter Fußweg) im Hof und durch das Haus in den Keller hinuntergetragen werden. Dort stapelte man sie Platz sparend an der Wand – meist eine Aufgabe für die größeren Kinder. Sowohl die Träger wie auch die Stapler sahen anschließend aus wie die Schornsteinfeger. Überall hatte sich der schwarze Brikettstaub festgesetzt.
Es war keine schöne, aber eine notwendige Arbeit. Hinterher war immer Großreinemachen angesagt. Eine Dusche gab es natürlich noch nicht Man konnte höchstens die Zinkbadewanne aus dem Keller in die Küche holen, wie das freitags immer der Fall war, und ausnahmsweise ein Bad zwischendurch nehmen. Meist musste aber der Spülstein genügen. Sauber wurde man aber trotzdem irgendwie.
Nicht ganz so schmutzig wurde man beim Aschefahren. Täglich musste die Asche aus der Brennstelle des Herdes entfernt werden. Der Aschbehälter stand im Hof. War er voll, so wurde er geleert, d.h. mit dem Handwagen in die alte, aufgelassene Sandgrube nahe dem Dorf transportiert. Das war zu jener Zeit die Dorfmüllhalde.
Viel Müll fiel außer der Asche damals nicht an. Plastik gab es noch nicht. Essensreste wurden weitgehend verfüttert: an die Hühner, die Kaninchen, vor allem an das Schwein, das ja viele Dorfbewohner mästeten. Hatte man selbst keins im Stall, wie das bei uns der Fall war, gingen Kartoffelschalen, Gemüse- und Obstreste zum Schwein des Nachbarn. Dafür gab es dann beim Schlachtfest eine Wurstsuppe mit Wellfleisch, auch mal eine kleine Wurst.
Vieles, was wir heute als Abfall in den Müll werfen oder zum Sperrmüll geben, wurde damals entweder viel länger verwendet, gestopft, repariert oder für andere Zwecke aufgehoben. Platz dafür gab es im Schuppen, wo der Hausherr auch eine Art Werkstatt hatte. Nur wenn es gar nicht anders ging, wurde etwas neu gekauft.
Zum Thema Entsorgung gehörte übrigens auch noch eine nicht gerade angenehme Aufgabe, das Entleeren der Jauchegrube vom Plumpsklo. An dem Tag, an dem Jauche gefahren wurde, war ich möglichst nicht zu Hause. Wenn der Bauer mit dem Jauchewagen – von Pferden gezogen – vor dem Haus stand, die Männer mit der Jauchekelle unsere Klogrube entleerten, dann stank mir das – und sicher nicht nur mir -, obwohl ich verstand, dass diese Arbeit einfach notwendig war und der Bauer immerhin seine Felder noch mit unserem Abfall düngen konnte. Trotzdem suchte ich an solchen Tagen möglichst das Weite und kam erst zurück, wenn die Luft wieder rein war. All diese Tätigkeiten hielten unsere Mütter – und teilweise auch die Väter – also ganz schön in Trab.“