Wem beim Anblick des Instrumentariums des Zahnarztes der Angstschweiß ausbricht, ist mit dieser Geschichte von Otto-H. Harders bedient. Es ging nämlich immer noch schlimmer:
„Im Reinbeker Adressbuch von 1908 ist aufgeführt: Bethause, August, Barbier, Schönningstedter Straße, und das Buch von 1933 enthält die folgende Eintragung: Bethause, Ludwig, Barbier und Friseur, Bahnhofstr. 12.
Ich gehe davon aus, dass es sich bei den beiden Barbieren um Vater und Sohn gehandelt hat und vermute, dass es der Ältere der beiden war, der handelnd eingreifen musste, wenn meinem Großvater wieder einmal ein Zahn gezogen werden musste. Durch meinen Vater wurde mir die folgende Geschichte übermittelt:
Von Zahnärzten hielt Opa nichts. Außerdem waren sie teuer. Wenn ein Zahn so sehr schmerzte, dass es nicht mehr auszuhalten war, dann musste er eben gezogen werden. Opa hatte da eine ganz bestimmte Adresse.
Schon bald erschien er beim Barbier Bethause: ‘Treck mi dissen Tahn rut!’ Der sträubte sich: ‘Du weest doch, dat ick dat nich mehr dörf!’ Opa ließ nicht locker: ‘Nu stell di man nich so an. Dat Handwarkstüch hest du noch, dat weet ick, und Tähn trecken kannst du beter as jede Tähn-Dokter!’ Irgendwann gab der Barbier seinen Widerstand auf: ‘Na, dann kumm man mit na achtern. Ober du dörfst dat nich wiederverteIlen!’
Und so wurde der Zahn dann ohne Betäubung gezogen. Es waren schon harte Burschen, mein Opa und der Barbier Bethause!“