Die Einwohnerzahl Reinbeks explodierte nach dem Krieg. Die Zuflucht vieler Neubürger nach 1945, besonders aus den deutschen Ostgebieten, machte es notwendig, neues Bauland zu erwerben und zu erschließen. Gerhild Arndt berichtet:
Für die Schaffung neuen Wohnraums bot sich das sogenannte „Amerika-Meyer-Gelände“ an. So wurde das Gebiet südlich der Kampstraße bis zum Jahnckeweg genannt. Richard Meyer, der in Bergedorf wohnte, hatte dieses Gelände durch Tausch seiner in Schönningstedt liegenden Ländereien erhalten. Er war in den 1920er Jahren bereits nach Amerika ausgewandert – daher die Flurbezeichnung.
Unter dem damaligen Bürgermeister Hermann Körner (1907-1977) konnte nach langen Verhandlungen mit den Erben Amerika-Meyers erreicht werden, dass die Wohnungsbaugesellschaft Schleswig-Holstein in Kiel (Wobau) das Gebiet kaufte. Um 1955 ließ die Stadt Reinbek auf Kosten der Eigentümerin das Gebiet erschließen. Es wurde nun „Ortsteil CRONSBERG“ genannt, nach einem in alten Karten verzeichneten 46m hohen Hügel, der allerdings etwas westlich gegenüber der Volksschule lag.
Schon 1953 hatte es einen städtebaulichen Wettbewerb für das Gelände gegeben, den der Architekt Konstanty Gutschow (1902-1978) gewann. Gutschow war zur NS-Zeit ein bekannter Architekt, der „Elbuferarchitekt“; er hatte für Adolf Hitler die Gestaltung des Elbufers, u.a. mit der Riesenbrücke bei Övelgönne, entworfen. Nach dem Krieg durfte er nicht mehr öffentlich arbeiten, war aber in einem Architektenbüro von Freunden beschäftigt. Zu der Gestaltung des Gebietes gehörte die Anlage des Teiches (Regenrückhalte) und des Grünzuges. Die Bebauung besteht aus Wohnblocks und Reihen-, bzw. Kettenhäusern.
Bei der Namensgebung der neu entstandenen Straßen und Wege wurde besonders der verlorenen ostdeutschen Landschaften und Städte gedacht, aus denen viele der neuen Grund- und Hausbesitzer stammten. So entstanden östlich der Straße „Auf dem Großen Ruhm“ das sog. „Pommernviertel“ und westlich davon das „Ostpreußenviertel“.
In der Zeitung von 1961 wird erwähnt, dass es einen Streit mit der Stadt gab, weil die Anwohner nicht den Namen „Neißeweg“ haben wollten. Er wurde in „Waldenburger Weg“ umbenannt. Der Grund wird nicht genannt, er könnte aber die Erinnerung an die „Oder-Neiße-Grenze“ sein.
1960 wurde das sogenannte „Rentnerwohnheim“ erbaut, ein Laubenganghaus, in dem die Wohnungen besonders rentnergerecht sein sollten (Auf dem Großen Ruhm 110). Ein Fahrstuhl wurde allerdings nicht eingebaut.
Ein weiteres Laubenganghaus entstand 1962 am Hirschberger Weg; hier sind die Wohnungen sehr klein, 32m2.
An der Ecke Gr. Ruhm/ Mühlenredder, gegenüber dem ersten Hochhaus (8 Stockwerke) gibt es eine kleine Sitzecke mit der Bronzeplastik eines Fischotters. Sie wurde am 25.6.1963 aufgestellt, geschaffen von dem Bildhauer Siegfried Assmann aus Großhansdorf. Im Laufe der Jahre ist sie schon gestohlen und oft beschädigt worden.
Straßennamen in der Siedlung:
- Schlesierweg – Schlesien, seit 1945 der östliche Teil polnisch
- Görlitzer Weg – Görlitz: geteilte Stadt in der Oberlausitz an der Lausitzer Neiße, rechts des Ufers seit 1945 polnisch (Zgorelec)
- Bunzlauer Weg – niederschlesische Stadt am Bober, seit 1945 polnisch
- Kolberger Weg – Hafenstadt und Seebad an der pommerschen Ostseeküste, im II.WK zu 90% zerstört, seit 1945 polnisch
- Kösliner Weg – Köslin: Kreisstadt auf dem pommerschen Höhenrücken, Stadtrecht seit 1266, seit 1945 polnisch
- Stargarder Weg – Stadt südöstlich von Stettin, seit 1945 polnisch
- Küstriner Weg – Stadt im östlichen Brandenburg nahe der Warthemündung in die Oder, im II. WK fast völlig zerstört, seit 1945 polnisch
- Waldenburger Weg – Waldenburg, Schlesien: im Nordteil der Sudeten, seit 1945 polnisch
- Hirschberger Weg – Stadt im Riesengebirge am oberen Bober, seit 1945 polnisch (Jelenia Gora)
- Lausitzer Weg – ‚Lausitz‘ ist die zusammenhängende Bezeichnung für Niederlausitz und Oberlausitz, Hauptorte: Cottbus, Zittau, Görlitz, Bautzen; Pflege der sorbischen Sprache und Kultur
- Memeler Weg – Stadt am Ausgang des Kurischen Haffs in die Ostsee am gleichnamigen Fluss; 1945-1989 zur litauischen Sowjetrepublik, heute: Klaipeda im unabhängigen Litauen
- Tilsiter Weg – Hafenstadt an der Memel; seit 1945 russisch ‚Sowjetsk‘, im Gebiet von Königsberg
- Elbinger Weg – Elbing 1237 vom Deutschen Orden gegründet, Hafenstadt, seit 1945 polnisch
- Pillauer Weg – Vorhafen von Königsberg an der südlichen Halbinsel Samland, seit 1945 russisch
- Danziger Straße – Hafenstadt an der Danziger Bucht, seit 1945 polnisch (Gdansk)