Kriegervereine waren im 19. Jahrhundert weit verbreitet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie durch die Siegermächte verboten. Ludwig Arndt berichtet von Kampfgenossenvereinen und militärischen Kameradschaften in Reinbek:
Auf dem Gebiete des deutschen Vereinslebens besaßen die Kriegervereine eine herausgehobene Stellung. Sie wurden staatlich kontrolliert und gefördert. Das ‘neuzeitliche’ Kriegervereinswesen in Preußen entstand um 1840, und es bekam durch die Allerhöchste Kabinettsorder vom 22.2.1842 eine gesetzliche Grundlage.
Nach dem Kriege von 1870/71 nahm die Kriegervereinsbewegung in Deutschland einen ungeahnten Aufschwung. 1873 wurde der Deutsche Kriegerbund als Dachorganisation ins Leben gerufen.
1864 wurde der „Reinbeker Kampfgenossenverein von 1848/50“, eine Veteranenvereinigung, gegründet. Er gehörte der „Schleswig-Holsteinischen Landes-Kampfgenossenschaft“ an, die die Teilnehmer an der schleswig-holsteinischen Erhebung gegen Dänemark umfaßte. Die Statuten des hiesigen Vereins waren vom Kirchspielvogt F. Borgfeldt genehmigt worden. Der Vorstand bestand aus dem Malermeister Lorenzen in Sande (heute Lohbrügge) und dem Amtsdiener Rehder in Reinbek. Die Fahne dieses Vereins ist verschollen.
Bei der Kontrollversammlung der Reservisten im April 1887 war der Gedanke aufgetaucht, einen „Verein ehemaliger Kameraden“ zu gründen. So galt der 17.4.1887 als Gründungsdatum der „Militairischen Kameradschaft von 1887 zu Reinbek“. Als Vorsitzender wurde Tischlermeister Carl Franck gewählt, der Krämer Joseph Pohl wurde Schriftführer und der Postbote Julius Uhl Kassierer.
Die erste Versammlung fand am 9.Juli 1887 in der Gastwirtschaft Ludwig Susemihl („Zur Schmiede“) statt. Im Protokoll heißt es u.a.: „Auf Beschluß der Versammlung werden die Herren Major Meyer, Rittmeister von Pressentin, Baron von Cramm (Besitzer von Gut Hinschendorf), Doktor Hennings (Leiter des Sophienbades) und Inspector Fischer (Gut) Schönau zu Ehrenmitgliedern eingeladen.“
In seiner Anfangszeit hatte der Verein wohl nur etwa 20 Mitglieder, 1890 waren es 54. Ein Verzeichnis von ca. 1936 umfasst 77 Namen. Das Abzeichen besteht aus einer silbernen Agraffe und einer daran aufgehängten Bronzemedaille.
Den Anschluß an den Deutschen Kriegerbund beschloß die Reinbeker Kameradschaft am 18.10.1889 einstimmig. Durchschnittlich jeden zweiten Monat fanden Versammlungen der Kameradschaft in verschiedenen Gasthäusern statt: Prahl, Susemihl, Bethause (Zur Linde), Buck (Zum Forsthause), Knickrehm (Zum Schützenhof); 1911 wurde das „Landhaus“ Vereinslokal. Der Monatsbeitrag betrug 40 Pfennig.
1889 begann man auch mit der Ausbildung eines Trommler- u. Pfeiferchores. 1893 wurde die Vereinsfahne geweiht. Dazu wurden bei der Firma Reinecke in Hannover 500 „Zeichen“ bestellt „und zwar Bänder mit 2 Sicherheitsnadeln und dem Druck: Zur Erinnerung an die Fahnenweihe der Militair. Kameradsch. zu Reinbek am 11. Mai 1893.“ Das Festprogramm sah folgendes vor:
„1 – 2 1/2 Uhr Empfang am Bahnhof
3 Uhr Antreten der einzelnen Vereine in der Lodden- Allee
Überbringung der Festfahne durch den Kriegerverein von 70/71 des Kirchspiels Steinbek von Wiesemann (Gasthaus „Zur Harmonie“) mit Musik nach der Lodden-Allee
Redeakt, Weihe, Gesang
Abbringen der Fahnen nach der Harmonie. Daselbst Festball, Preisschießen und Preiskegeln für Herrn und Damen
Hotel Jahncke („Neues Landhaus“) Konzert ausgeführt von der Kapelle des I. Thür. Inf Regts. Nr. 31 unter pers. Leitung des Kgl. Musikdirektors Herrn Mohrbutter Altona
Abends ebenda Festball. „
1899 schlossen sich die preußischen Kriegervereine zum „Preußischen Landes-Kriegerverband“ zusammen. Dadurch wurde auch eine Vereinheitlichung der Vereinsabzeichen erreicht.
Es besteht aus einem Metall-Schild mit den preußischen Farben, auf denen sich ein goldener preußischer Adler befindet. Vom Schild laufen, etwas schräg gegeneinander versetzt, zwei schwarz-weiße Bänder nach unten, die in Fransen enden.
Ab 1924 lautete der Vereinsname: „Militärische Kameradschaft und Kriegerverein von 1887/1914 zu Reinbek und Schönningstedt“. Im gedruckten Briefkopf befindet sich das Wappen des Kyffhäuserbundes links neben dem Namen. Der Vorstand bestand aus W. Scharnberg, H. Lahann und E. Voß. W. Troll war Fahnenträger, F. Strauß und H. Goldenbaum waren Fahnenjunker. H. Eggert, H. Moritz und B. Kröger waren Ehrenmitglieder. Ein gedrucktes Verzeichnis, leider ohne Datum, aber unter dem neuen Vereinsnamen, verzeichnet 109 Mitglieder; darunter eigentlich fast alles, was in Reinbek Rang und Namen hatte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden alle deutschen Kriegervereine aufgelöst. Die 1965 gegründete Reservistenkameradschaft Reinbek (Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V.) sieht sich nicht in der Tradition der Militärischen Kameradschaft von 1887.