Ob Korn-, Säge- oder Weißgerbermühle – Mühlen, allen voran die mit Wasser betriebenen, gehörten lange Zeit zu den wichtigsten Wirtschaftsbauten. Auch in Reinbek gab es sie in den verschiedensten Arten.
In und um Reinbek wurde jahrhundertelang vor allem Landwirtschaft betrieben. Wichtigstes Erzeugnis war Getreide. Die Kornwassermühle des Dorfes Hinschendorf war die älteste Mühle im Amt Reinbek. Sie wurde erstmals 1238 erwähnt, als Graf Adolf von Holstein dem Kloster Reinbek (zu der Zeit noch in Köthel) unter anderem fünf Hufen und die Mühle zu Hinschendorf schenkt.
Eine zweite Wassermühle wurde 1557 am Mühlgraben oberhalb der Kornmühle errichtet; es war eine Brett- und Sägemühle. Später wandelte man sie in eine Weißgerbermühle um.
Das Schloss war bereits fertig gestellt, als 1578 der Mühlendamm durchstochen und ein weiterer Mühlgraben angelegt wurde. Auf der Seite der Radkuhle errichtete man eine Walkmühle mit zwei Gängen, das heißt mit zwei Rädern. Sie war an die Zunft der Hamburger Wandmacher verpachtet.
1711 wurde ein Gang der Walkmühle in eine Holzmühle umgewandelt und dafür ein Sägewerk eingebaut. Nach einem Brand 1736 baute man jedoch nur die Walkmühle wieder auf. Mit der Zeit war diese aber kaum noch gefragt und so verfiel sie mehr und mehr, bis die Walk- und Sägemühlen 1815 abgebrochen und der Mühlengraben zugeschüttet wurde.
Die Kornmühle, die ebenfalls zwei Gänge hatte, war bis 1640 in fürstlichem Eigenbetrieb, dann wurde sie verpachtet. Sie war eine Zwangsmühle, das heißt, sämtliche Amtsuntertanen mussten ihr Korn in der Reinbeker Mühle mahlen lassen. Seit 1660 wurde die Kornmühle mit der Walk- und Lohemühle zusammen in Pacht gegeben.
1697 erlitten die Mühlen durch Unwetter starke Beschädigungen.
1739 erfolgte dann der Neubau der Kornmühle. Sie wurde 1853 von Heinrich Wilhelm Lange gekauft und zu einem modernen Industriebetrieb mit Wasserturbine und Dampfmaschine in einem vierstöckigen Fachwerkmühlenbau ausgebaut. Ganz entscheidend für die umfangreiche Modernisierung und Erweiterung der Mühle waren sicher der nahe Güterbahnhof der seit 1846 bestehenden Eisenbahnstrecke Hamburg-Berlin.
1899 erwarb die Gemeinde Reinbek das Mühlengewese und veräußerte es weiter an Johann Ernst Sperling, der die Mühle abreißen und ein Elektrizitätswerk im Villenstil errichteten ließ.
Mühlenzwang
Die Reinbeker Kornwassermühle war eine Zwangsmühle, das heißt, alle Amtsuntertanen waren verpflichtet, hier ihr Korn mahlen zu lassen. Ausgenommen davon waren die Einwohner des reinbekischen Amtsdorfes Siek, die wegen der großen Entfernung von Reinbek gehalten waren, ihr Korn in der Herrenmühle zu Trittau mahlen zu lassen. Nicht zwangsverpflichtet waren außerdem die sogenannten kleinen Leute in Steinbek und Oststeinbek, die ihr Korn tragen mussten.
Das Mahlen des Korns war kostenpflichtig. Der Müller erhielt dafür die sogenannte Matte. Sie betrug ein Sechzehntel der zu mahlenden Kornmenge. Das für die Herrschaft und die Beamten sowie für die Reinbeker Amtsbrauerei erforderliche Korn musste unentgeltlich gemahlen werden.