Fahnen-Weihe auf dem Rosenplatz
Die Turn- und Sportvereinigung Reinbek von 1892 e.V. konnte 2017 ihr 125-jähriges Bestehen feiern. Für die Festschrift wurden viele Fotos gesichtet und teilweise auch veröffentlicht. Ein Ereignis aus den 1950er Jahren fiel bei Durchsicht der Alben besonders auf – der Bericht über die Entstehung der neuen Vereinsfahne und ihre feierliche Übergabe auf dem Rosenplatz.
Dietrich Havemann mit der neuen Vereinsfahne
Das Heimat- und Schützenfest 1952 wurde von vielen Reinbekern begeistert gefeiert.
Reinbek hatte am 28. Juni die Stadtrechte erhalten, und die TSV war natürlich dabei, als der Festumzug durch die Hamburger Straße in die Loddenallee marschierte. Voran , im dunklen Jackett, der 1. Vorsitzende der
TSV Paul Luckow. Den Stadt-Honoratioren und Sportlern stolz voran getragen wurde die Vereinsfahne.
Sie war zu der Zeit wohl 60 Jahre alt und hatte zwei Weltkriege überstanden –
kein Wunder also, dass ihr Aussehen mit der Zeit ein wenig gelitten hatte.
Die Fahne der TSV hatte im Laufe der Jahre einiges von ihrem Glanz verloren. Die Farben waren verblasst und die Seide zerschlissen. Turnbruder Maldfeld machte auf Wunsch vieler Vereinsmitglieder einen neuen Fahnenentwurf, und neun Damen der Turngruppe stickten mit Seidenfäden fleißig Buchstaben, Ziffern, Eicheln und Eichenblätter auf das Tuch. So entstand 1956 in 1500 Arbeitsstunden die neue Vereinsfahne der
Turn- und Sportvereinigung Reinbek von 1892 e.V.
Endlich!
1957 wurde die neue Fahne in einer Feierstunde an den Vorsitzenden der TSV, Paul Luckow, übergeben.
Die „Reinbek-Seite“ mit dem Stadtwappen – das ist hier sogar außergewöhnlich edel bekrönt – wird dem Festpublikum gezeigt, und die Arbeit der fleißigen Stickerinnen von allen Anwesenden hochgelobt.
Am 22. September 1957 fand auf dem Rosenplatz die feierliche Zeremonie der „Fahnenweihe“ statt.
Viele Teilnehmer rund um die früher als „Dreiecksplatz“ bekannte Rasenfläche und die altehrwürdigen Häuser an ihrer Nord- und Ostseite schauen zu. Sieht man sich das Foto genau an, muss man feststellen, dass sich das Aussehen der Umgebung nach knapp 60 Jahren sehr verändert hat. Fast alle Gebäude mussten Neubauten weichen und dort, wo einst die weißgekleideten Sportlerinnen und Sportler standen, verläuft heute eine Straße. Ganz nebenbei, die Kopfbedeckungen der Zuschauer sehen mittlerweile auch etwas anders aus.
Ernst Petersen, der 1. Vorsitzendes des Billbezirks, weiht mit der alten Fahne der „BT 60“
(nach Zusammenschluss die heutige TSG Bergedorf von 1862) die neue Fahne der TSV Reinbek.
Ein feierlicher Moment. Die alte Fahne der Turn- und Sportvereinigung Reinbek hat über viele
Jahrzehnte Reinbeker Sportlerinnen und Sportler begleitet.
Sie wird von nun an, geschützt in einer gläsernen Wandvitrine, die nächsten Sportlergenerationen erleben.
Nicht nur bei Festumzügen und Feiern ist der Reinbeker Schützenverein den Sportlern
und Sportlerinnen der TSV verbunden. Der wohl bekannteste Schützenbruder der damaligen Zeit,
der 1. Vorsitzende Paul Puls, überreicht während der Feierstunde zur „Fahnenweihe“ das Geschenk
der Schützen – einen Fahnennagel – an Paul Luckow.
Ein letztes Mal hängt die historische Fahne im Blick der Öffentlichkeit. Sie sieht wirklich erschöpft aus.
Das neue Tuch wird von nun an, bestickt mit frischem Eichengrün und dem Reinbeker Wappen, die Sportlerinnen und Sportler der TSV begleiten.
Übrigens, die Quercus rubor im Hintergrund des Bildes, besser bekannt als Stieleiche oder Deutsche Eiche, steht noch heute an ihrem Platz.
60 Jahre älter geworden, aber noch imposant und schön.
Fotos: TSV
Text: Gisela Manzel