Körbe, Stiele, Höcker. Karl-Heinz Hackbarth erzählt vom Handwerk seines Großvaters, der all diese Alltagsgegenstände herstellte:
„Als mein Großvater sich auf sein Altenteil zurückgezogen hatte, verdiente er sich als kleines Zubrot etwas Geld mit Korb- und Stellmacherarbeiten. Er fertigte Gegenstände, die in ländlichen Gegenden zum täglichen Gebrauch gehörten.
Zur Herstellung von Körben, Kiepen, Kartoffelschütten und Ähnlichem benötigte er als Ausgangsmaterial Zweige von Korbweiden in unterschiedlicher Stärke. Diese Zweige schnitt er von entsprechenden Bäumen, die an Bachläufen oder an sonstigen Feuchtgebieten wuchsen. Die gebündelten Zweige tauchte er für einige Tage unter Wasser (z.B. im Dorfteich), damit sie vor der Verarbeitung geschmeidig wurden.
Die dickeren Zweige dienten als Gerüst. Sie bildeten die Streben und wurden als Ganzes verwendet. Zum Flechten wurden die Zweige in Längsrichtung gespalten. Dadurch wurden sie noch flexibler. Zum Verschnüren (quasi als Bindfaden) wurde die Rinde der Zweige genommen. Um die Rinde zu gewinnen, wurden die Zweige erst gespalten, dann wurde der verholzte Teil herausgenommen und übrig blieb die reine Rinde, die sehr geschmeidig und biegsam und äußerst reißfest war.
Bei einer Kiepe zum Beispiel wurde immer mit dem Boden begonnen. Zuerst wurden zwei dickere Zweige über Kreuz verschnürt und die Enden entsprechend hochgeknickt, je nachdem wie groß der Durchmesser des Bodens werden sollte. Jetzt wurde geflochten. Wenn sich um den Mittelpunkt eine kleine Fläche ergeben hatte, wurden weitere dickere Zweige als Streben eingebaut. Dazu wurden die Zweige flach angespitzt und in das Flechtwerk eingeschoben. Diese zusätzlichen Streben wurden ebenfalls in der entsprechenden Länge nach oben abgeknickt. Damit war das Gerüst vorbereitet.
Jetzt musste nur noch tüchtig geflochten und beachtet werden, dass die Kiepe auch ihre richtige Form erhielt, also nach oben konisch größer wurde. Der obere Abschluss, also der Rand, wurde wieder von den Streben gebildet. Diese wurden zur Seite abgeknickt und miteinander verflochten, die Enden dann in dem Flechtwerk verankert. Zum Schluss wurden dann noch zwei Henkel, ebenfalls aus dünnen, verflochtenen Zweigen, in den oberen Rand gegenüberliegend eingearbeitet. Fertig!
Die Geräte zur Garten- und Feldarbeit waren Gegenstände des täglichen Gebrauchs, z.B. Rechen, Sensenstiele, Schaufelstiele, Axt- und Beilstiele, Stiefelknechte, Hocker, Fußbänke und dergleichen. Es wurde unterschiedliches Holz verarbeitet. Eschenholz ist leicht und zäh und wurde für starke Beanspruchung genommen (Axt-und Beilstiele). Hocker und Fußbänke wurden aus leichtem Linden- oder Pappelholz gefertigt. Alle diese Gegenstände wurden möglichst nur gedübelt und kaum genagelt oder verschraubt.
Ein Rechen diente hauptsächlich zum Zusammenharken von Heu und Stroh; deshalb können die einzelnen Zinken verhältnismäßig weit auseinander stehen. Zur Herstellung eines Rechens wurde folgendermaßen verfahren: In ein Brett von ca. 10 cm Breite und ca.130 cm Länge wurden Löcher von 2 cm Durchmesser in Abständen von 20 cm mittig gebohrt. Nun wurden die Zinken vorbereitet, indem entsprechende Stifte von 20cm Länge und ca.2cm Durchmesser geschnitzt wurden. Wichtig ist, dass die Stifte etwas dicker als die Bohrlöcher sind. Nun wurden die Stifte (Zinken) in einer Backröhre getrocknet, damit sie noch etwas schrumpften. Jetzt wurden die Zinken in die entsprechenden Löcher im Brett eingepasst bis sie richtig stramm darin saßen. An der Luft quollen die Zinken wieder etwas auf und hatten damit einen optimal festen Sitz im Brett. Zum Schluss wurden ein entsprechender Stiel und Verstärkungen angebracht.“