Bei den alten Prahlsdorfern heißt das Gebäude in der Schützenstraße 9 immer noch „die Kartenfabrik“, aber niemand weiß so recht, ob und wann hier Karten hergestellt wurden. Otto-H. Harders klärt auf:
Aufschluss gibt uns Ludwig Susemihl, Wirt der Gaststätte zur Schmiede, in seinen Lebenserinnerungen:
„Im Jahre 1892 wurde von der früher Prahlschen Wirtschaft, der damalige Besitzer Meier, Land verkauft, und kauften wir mit acht Mann: C.Ohl, J. Tietjen, Ad. Sanmann, U. Sanmann, H. Ellermann, J. Pohl, Architekt Müller, L. Susemihl, das Land zum Preise von 7694 Mark, das heißt mit sämtlichen Unkosten. Wir hatten Glück damit, denn ein Herr Wannenberg wollte eine Karten-Fabrik bauen und kaufte uns ein Stück Land ab als Platz für den Karten-Fabrik-Bau und zahlte uns 4000 Mark aus. Die Fabrik wurde aber nicht fertig, ging in Concurs.“
Das Fabrikgebäude gelangte so in den Besitz des Maurermeisters Adolf Meier, der es als Wohngebäude für weniger anspruchsvolle Mieter herrichtete. 1913 brannte das Gebäude ab und wurde auf demselben Grundriss wieder errichtet. Meier hatte 3 Töchter, und die älteste, Berta, erbte das Anwesen. Sie heiratete den Schäfer Stockhusen. Im rechten Nebengebäude, das ursprünglich eine Stellmacherwerkstatt des Herrn Griem beherbergte, richtete „Schäper“ Stockhusen einen Schafstall ein. Es gehört zu den Kindheitserinnerungen der schon zitierten alten Prahlsdorfer, dass Stockhusen seine Herde durch die Schützenstraße trieb. In der Nachkriegszeit hatte Carl Stockhusen dann in diesen Räumen eine Räucherei für Wurst und Fleisch. Außerdem hatte er im Garten eine umfangreiche Imkerei und zog mit seinen Bienevölkern regelmäßig zur Blütezeit in die Felder.