Da war immer etwas los in der Schusterstube in der Bahnhofsallee 7! Walter Sanmann erzählt:
„Eines Tages brachte die Köksch [Köchin oder Küchenhilfe] ein Paar Schuhe ihres Brötchengebers zum Besohlen. Als sie nun die Schuhe wieder abholte, sollte er die abgerissene Hacke ihres Schuhs mal eben festmachen. Wie immer bei Herrn Kafka, wurde es sofort erledigt. Er hatte aber immer Blödsinn im Kopf, und so setzte er blitzartig die Hacke vorne an. Da war natürlich bei dem Versuch, den Schuh anzuziehen, das Gezeter groß. Als sich das Mädchen hinstellte, legte Rudolf Kafka ein Herz aus Leder auf den Stuhl. Das Herz war mit Kleber eingestrichen und beschriftet mit den Worten: ‘Sie ging davon’. Mit dem Herzen auf dem Hintern ging sie nach Hause, dort lachte dann die ganze Herrschaft!
Auf dem Ziegelkamp wohnte ein Dr. M., der kam immer selbst zu Rudolf Kafka mit seinen Schuhen. Eines Tages schickte er aber seine Köksch. Der Schuhmacher dachte: ‘Den muss ich ärgern’, und stopfte einen Schuh mit feuchtem Papier aus. Zwei Tage später kam Dr. M. persönlich zu Kafka, um sich über den drückenden Schuh zu beschweren. Er kannte Rudolf aus dem Gesangverein und sagte: ‘Dafür musst du aber etwas für mich tun!’ Rudolf bot ihm an, seine Schuhe super zu putzen und Dr. M. war damit einverstanden. Kafka putzte einen Schuh blank, den anderen matt! Dr. M. bemerkte es erst, als er zu Hause war. Er fand die Sache wunderbar und sein Kommentar war: ‘Viel Spaß, viel Spaß bei Schuhmachermeister Kafka’. Seitdem guckte er jede Woche bei Rudolf rein, um zu erfahren, was dieser wieder ausgeheckt hatte!“