Das Krankenhaus Reinbeks geht auf eine private Initiative eines Hamburger Kaufmanns und auf einen katholischen Schwesternorden zurück. Gerhild Arndt klärt die Hintergründe:
Der wohlhabende Hamburger Kaufmann Adolph Schramm bewohnte seit 1862 mit seiner Familie ein Sommerhaus in der Hamburger Straße/Ecke Böge. In der Nähe des Schrammschen Besitzes lag ein großes Fachwerkhaus in der ehemaligen Talstraße, jetzt Maria-Merkert-Straße. Die Gebäudebeschreibung von 1867 gibt neben den Wirtschaftsräumen 10 heizbare und 5 nicht heizbare Zimmer an. In dem Haus war eine Privatschule mit Pension untergebracht.
1883 erwarb Adolph Schramm das Haus und ein dazu gehöriges Grundstück. Auf Wunsch seiner spanischen Ehefrau Emilia – sie war katholischen Glaubens, Adolph Schramm war Protestant – stellte er es 1884 den „Grauen Schwestern von der Katholischen Wohltätigkeitsanstalt zur hl. Elisabeth“ als Erholungsheim zur Verfügung.
Die Grauen Schwestern (sie trugen ein graues Ordensgewand) erhielten im gleichen Jahr die Genehmigung, Kranke und Sieche zur Pflege aufzunehmen. Nach dem Tode Adolph Schramms 1887 wurde der Besitz in eine Stiftung umgewandelt und 1890 von seiner Witwe dem Schwesternorden geschenkt. Bald darauf erfolgte ein Umbau und es wurden 12 kleine Krankenzimmer geschaffen. Ein größerer Raum diente als Kapelle. 1897 entstand dann ein neues Haus. Es erhielt den Namen St. Adolf-Stift nach dem Namenspatron des Stifters.
Im Billetal waren mit der Zeit Ausflugslokale und Gaststätten gebaut worden, unter anderem auch die „Harmonie“ in der Talstraße. Das Anwesen bestand aus einem großen Wirtschaftsgebäude, einem Saalbau, einer Kegelbahn und einer Gartenterrasse. Das St. Adolf-Stift kaufte im Zuge einer Zwangsversteigerung 1913 Grundstück und Gebäude und nutzte fortan beides. In der Folgezeit konnte das Gelände des Krankenhauses durch den Zukauf weiterer Grundstücke erheblich vergrößert werden.
Die medizinische Versorgung im Krankenhaus erfolgte in den ersten Jahren durch Reinbeker Ärzte. Im ersten Weltkrieg betreute das St. Adolf-Stift Kriegsgefangene, Flüchtlinge aus Ostpreußen und erholungsbedürftige Kinder. Nach dem Ende des Krieges widmete es sich wieder ausschließlich der Krankenpflege. Zunehmende Anforderungen führten 1930 zum ersten Erweiterungsbau des Krankenhauses. Es verfügte nun über 80 Betten.
Gleich zu Beginn des zweiten Weltkrieges wurde das St. Adolf-Stift von der Wehrmacht beschlagnahmt. Ab 1942 waren dort überwiegend lungenkranke Soldaten untergebracht. Später betrieb man es dann als Lazarett mit chirurgischer Ausrichtung. Die Zahl der Betten stieg auf 120. Nach Beendigung des Krieges wurde das Lazarett geräumt, das St. Adolf-Stift durfte nun wieder Zivilkranke aufnehmen.
Von 1947 bis 1953 wurde der Saal der „Harmonie“ für katholische Gottesdienste genutzt. Die Anlage musste dann weichen, als 1974 der Neubau des St. Adolf-Stiftes errichtet wurde. Umbauten und Erweiterungsbauten in den Jahren 1954, 1976 und 1990 prägten das heutige Krankenhaus. Am 07.10.1995 fand die Eröffnung eines neuen Bettenhaus mit 120 Betten statt.
Das St. Adolf-Stift ist mittlerweile zu einem modernen Krankenhaus geworden. Während in den ersten Jahren des Bestehens die Pflegedienste ausschließlich von den Ordensschwestern wahrgenommen wurden, arbeiten heute Ordensschwestern, freie Schwestern und Pfleger gemeinsam zum Wohle der Kranken. Träger des Hauses ist weiterhin die „Katholische Wohltätigkeitsanstalt zur heiligen Elisabeth“.
Übrigens: Das Krankenhaus ist nicht nach seinem Stifter Adolph Schramm benannt, sondern nach dem Heiligen Adolf aus dem Hause Tecklenburg (1180-1224). Deshalb schreibt es sich mit „f“ und nicht mit „ph“.