Wie überall in Deutschland war auch in Reinbek die Not nach dem Ende des 2. Weltkrieges groß, vor allem durch den Zuzug von Ausgebombten und Flüchtlingen. Linderung dieser Not war dringend erforderlich. Unter anderen nahmen sich auch die Kirchen beider Konfessionen dieser Not an. Gudrun Schmidt erzählt von der Gründung der Wichern-Gemeinschaft:
Auf evangelischer Seite waren dies die Innere Mission und das 1946 gegründete Hilfswerk der Evangelischen Kirchen in Deutschland. In Reinbek wurde ein „Hilfswerk-Ausschuß“ gegründet, zunächst unter Leitung von Gemeindepastor Hermann Hartung, der von Mitgliedern des Kirchenvorstandes unterstützt wurde, vor allem bei der Verteilung von Lebensmittelspenden. Zur Entlastung der immer umfangreicheren karitativen Tätigkeiten wurde von der Kirchenleitung angeordnet, dass vom Kirchenvorstand ein „Gemeindebeauftragter für das Evangelische Hilfswerk“ zu ernennen sei. Dieser wurde am 3.9.1948 Julius Lunau. Er schlug vor, zum Bewältigen der örtlichen Hilfswerkaufgaben eine eigenständige Vereinigung zu bilden.
Mitentscheidend für den spontanen Beschluss des Kirchenvorstandes waren die 100-jährige Wiederkehr der Gründung der „Inneren Mission“ im September 1948 und das Gedenken an ihren Gründer, den Hamburger Erzieher und Theologen Johann Hinrich Wichern (1808-1881). So findet am 18.11.1948 die Gründungsversammlung der Vereinigung „Wicherngemeinschaft Reinbek“ (evangelisches Hilfswerk) statt. Das soziale und karitative Wirken von J.H. Wichern soll dabei Richtschnur des Handelns und Leitmotiv für die Gemeinschaft im christlichen Sinne sein.
Während der ersten beiden Jahre war wichtigstes Anliegen des Vereins, Bombengeschädigte aus Hamburg und Flüchtlingsfamilien aus dem deutschen Osten zu unterstützen. Als die Jüngeren begannen, sich neue Lebensgrundlagen zu schaffen, wendete sich der Verein verstärkt den älteren Menschen zu, die zu solchen Neuerungen nicht mehr in der Lage waren. Die Schaffung eines Altenheimes für das Gebiet der Sachsenwaldgemeinden mit Sitz in Reinbek wurde nun wichtigstes Ziel. Am 11.7.1956 eröffnete das „Haus Altenfriede“ mit 30 Bettenplätzen in der Kückallee 7. Nach und nach wurde es erweitert und weitere Pflegeheime in Glinde, Bad Oldesloe, Wentorf und Wohltorf gebaut. Alle diese Häuser stehen unter dem Motto: „Laßt uns nicht müde werden, Gutes zu tun“ (Galater 6, Vers 9). Sie fühlen sich noch immer dem Geiste des Johann Hinrich Wichern verpflichtet.