Wenn wir vom Rosenplatz auf der Klosterbergenstraße bergauf in Richtung Westen gehen, kommen wir zum Stadtteil Klosterbergen, der bis zur Berliner Straße reicht, – nördlich begrenzt vom Mühlenredder, südlich von der Hamburger Straße und östlich vom Friedhof. Gerhild Arndt über den Bau, die Gestaltung und die Veränderung des Wohngebiets:
Der Name „Klosterbergen“ geht auf einen alten Flurnamen zurück, der sich allerdings nur auf das heutige Gebiet des Waldes bezieht. Die Kirchengemeinde bezeichnet sich mit „Reinbek-West“, darin sind noch weitere Stadtteile enthalten, z.B. Hinschendorf, Wildenhof.
Das Gelände, auf dem das Wohngebiet Klosterbergen in den Jahren 1960/70 errichtet wurde, gehörte einst zum Gut Hinschendorf des Landwirts Schaumann. Von dem Gut besteht noch das – etwas umgebaute – Gutshaus, in dem sich heute eine Dialysestation befindet. Es wurde ein Gebäudeteil mit Ärztepraxen angebaut, so dass man heute nicht mehr gut die harmonische Gestalt des alten Gutshauses erkennt. Vor dem Haus wachsen einige alte Kastanien.
Als das Gut noch bestand, befanden sich rechts und links vor dem Gutshaus große Scheunen. Nach langen Verhandlungen zwischen der Stadt Reinbek und dem Grundeigentümer wurde ab 1959 die Landwirtschaft aufgegeben und die Flächen an mehrere Bauinteressenten verkauft, denn die Einwohnerzahl Reinbeks hatte sich stark erhöht. 1964 riss man die landwirtschaftlichen Gebäude ab. Im Mai 1965 wurde der Grundstein für das Einkaufszentrum gelegt. Bauherr war die Grundstücksgesellschaft Siemers.
Als erstes Gebäude wurde das achtgeschossige Hochhaus errichtet (Am Ladenzentrum 4) mit Läden im Erdgeschoss und einer Gaststätte. Da später in diesem Haus, das relativ kleine Wohnungen hat, viele ältere Leute wohnten, nannte es der Volksmund bald die „Drachenburg“.
Weitere Bauten waren ein großer Supermarkt und eine Ladenzeile, in der es z.B. einen Frisör, ein Bekleidungsgeschäft, einen Bäcker, einen Elektroladen, eine Drogerie, einen Schuhmacher gab. Im Supermarkt befand sich ein Spielraum für Kinder, bis er einem Zeitungs- und Tabakkiosk weichen musste. Das Einkaufszentrum (Sachsenwald-EKZ) wurde am 2.2.1967 eröffnet. Bald gab es auf dem Marktplatz immer mittwochs und sonnabends einen Wochenmarkt.
Im Jahre 1967 wurde als Schmuckelement auf dem Platz ein „Pop“-Brunnen gebaut, geschaffen von Dieter Rühmann (*1939). Durch ein gelb-rotes, kreisförmiges Element sprudelte das Wasser in ein rechteckiges Becken und bot den Kindern im Sommer Möglichkeiten zum Planschen. Außerdem befanden sich damals noch eine Holzeisenbahn für die Kinder und zwei Holzkioske auf dem Platz, den man am 4.7.1968 „Täbyplatz“ taufte. Die südschwedische Stadt Täby ist in Freundschaft mit Reinbek verbunden.
Der Platz wurde im Laufe der Jahrzehnte mehrfach umgestaltet; die Eisenbahn und die Kioske verschwanden. In nord-südlicher Richtung baute man an die Ladenzeile einen Supermarkt an. Dieser Bau wurde inzwischen auch abgerissen und Aldi errichtete ein neues Gebäude. Auf dem Täbyplatz wurde ein Spiel- und Klettergerüst angelegt und nach einigen Jahren wieder abgebaut, und schließlich gab es auch den Brunnen nicht mehr. In den Jahren 2006-2009 wurden die Ladenzeile und der Supermarkt völlig neu gestaltet.
Ebenfalls zu dem neuen Wohngebiet Klosterbergen gehörte, wegen des Anstiegs der Schülerzahl, eine neue Grundschule mit Lehrschwimmbecken (Grundsteinlegung 1964), die am 18.11.1965 eingeweiht und bis 1971 noch erweitert wurde. Außerdem baute man die Nathan-Söderblom-Kirche.
Das Einkaufszentrum musste an das südwestlich gelegene Siedlungsgebiet Hinschendorf angeschlossen werden, denn die Hamburger Straße trennte beide. So wurde 1966 eine Fußgängerbrücke aus Beton über die verkehrsreiche Straße gebaut, 1985 taufte man sie „Holländerbrücke“ nach der früher hier gelegenen „Holländerei“, der Milchwirtschaft des Gutes Hinschendorf. Sie hielt bis 2007, dann wurde unter schweren „Wehen“ städtischer Diskussionen eine neue Brücke aus Metall errichtet, die 2010 eingeweiht werden konnte.
Das gesamte Klosterbergengebiet erhielt von 1963 bis in die 1970er Jahre eine Reihe von unterschiedlichen Wohnhäusern: Hochhäuser, mehrgeschossige Wohnblocks und Reihenhäuser in variabler Architektur, auch einige Einfamilienhäuser. Durch die Wohnanlagen verläuft von Nord nach Süd ein Grünzug, der schon von Anfang an geplant war. Man legte mehrere Spielplätze an und schmückte den Weg 1980 mit einer Skulptur (Spiegelndes Stahlobjekt) des Künstlers Knud Knabe (*1941).
Ein weiteres Kunstwerk im Klosterbergengebiet ist die sogenannte „Guillotine“, eine Stahlskulptur an der Hamburger Straße, am Eingang zum Einkaufszentrum, unterhalb der Holländerbrücke. Zur Eröffnung des Einkaufszentrums 1967 wurde das von Detlef Birgfeld (*1937) geschaffene über 5m hohe Monument aufgestellt. Der provokative Titel war zuerst nicht bekannt, jeder Reinbeker konnte sich einen eigenen Namen ausdenken. In einem Gespräch anlässlich einer Ausstellung 1989 in Hamburg, auf der ein Modell der „Guillotine“ gezeigt wurde, erklärte der Künstler seine Gedanken zu der Skulptur und nannte den Titel.
Die Straßen im neuen Wohngebiet erhielten Namen, die zum Land Schleswig-Holstein passen: Schleswiger Str., Holsteiner Str., Kieler Str., Lübecker Str. Die Straßen Eichenbusch und Mühlenredder sind alte Wegebezeichnungen. Als die Berliner Straße ihren Namen erhielt, gab man den Wegen, die zu den Reihenhäusern rechts und links von ihr führen, die Namen von Berliner Stadtteilen: auf der Ostseite ostberliner Namen, auf der Westseite die von westberliner Stadtteilen.
Der Täbyplatz ist noch der gesellschaftliche Mittelpunkt des Wohngebietes, obwohl seine Bebauung einem ständigen Wandel unterliegt. Hier trifft man seine Bekannten und hält gern einen Klönschnack, besonders wenn Markttage sind.