Die Siedlung Hinschendorf war schon in der Bronzezeit, vor ca. 3000 Jahren, bewohnt. Davon zeugen Grabhügel und Keramikscherben, die auf umliegenden Feldern gefunden wurden. Die neuere Geschichte der Siedlung beginnt mit dem Verkauf von Bauland durch den Gutsbesitzer Schaumann:
Die schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse infolge der Weltwirtschaftskrise (ab 1928) führten zu der Überlegung, einige Ländereien des Gutes Hinschendorf zu parzellieren und als Bauland zu verkaufen. Die Gemeinde unterstützte das Vorhaben und Architekt Simon stellte einen Bebauungsplan auf. 1931 verkaufte dann Gutsbesitzer Willi Schaumann Teile seines Landbesitzes, um mit dem Verkaufserlös den Kernbereich seines Gutes zu erhalten.
Die Aufschließung erfolgte für das Gebiet des Gutes Hinschendorf, das im Winkel zwischen Hamburger Straße, der Loddenallee und dem Krähenwald gelegen ist, und die nach alten Flurnamen benannten Straßen Am Holländer Berg, Langenhege, Wittenkamp und Kreutzkamp, umfasst. Die Straßen Schatzkammer und Am Krähenwald gehören ebenso zur Anfangsbesiedelung von Hinschendorf wie der Störmerweg. Den nutzte in alten Zeiten der an der Lohbrügger Straße wohnende Forstaufseher Störmer, wenn er zum Reinbeker Schloss ging, um seinen Dienst zu versehen.
Architekt Emil Simon hatte bei seiner Planung für eine genügende Breite der Wohnstraßen gesorgt und auch Querverbindungen zum Wald für Fußgänger vorgesehen. Mit dem Ansiedlungsbescheid des Landrats vom 19. Oktober 1931 wurden dem Hinschendorfer Gutsbesitzer Schaumann als Parzellierungsunternehmer außerdem die unentgeltliche Abtretung umfangreicher Grünflächen an die Gemeinde Reinbek auferlegt. Es handelte sich um 15,4 ha Billewiesen und 3,3 ha Ackerflächen. Die Billewiesen sollten als Naherholungsgebiet für Wanderer, die Ackerflächen zwischen Klosterbergen und Mühlenredder für Schul- und Sportzwecke, zum Teil auch für die Friedhofsvergrößerung verwendet werden. In der Ansiedlungsbescheinigung wurde die Errichtung von Dauerwohnhäusern und Wochenendhäusern ermöglicht.
Es entstand die Siedlung Hinschendorf. Viele Hamburger nutzten die Gelegenheit und erwarben ein Grundstück. Sie errichteten zunächst Wochenendhäuser, fanden in ihren Gärten Erholung und bauten auf eigenem Land Gemüse und Obst an. Nach und nach entstanden aber auch feste Wohnhäuser für den Daueraufenthalt. Die Vorschrift für die Bebauung der Grundstücke schränkte die Besitzer nicht sonderlich ein, so dass die Häuser in Größe und Art recht unterschiedlich waren.
Wochenendhausbesitzer, die ihre Hamburger Wohnung in den Bombennächten des 2. Weltkrieges verloren hatten, fanden hier nun eine Bleibe. Die Gemeindeverwaltung unterstützte die schwierige Materialbeschaffung, um die Häuser winterfest auszubauen.
Die vielen Bewohner der Siedlung wollten versorgt werden, und so entstanden mit den Wohnhäusern auch einige Geschäfte. Milchmann Voß gehörte dazu. Kolonialwaren und Lebensmittel gab es bei Otto. Die Familie Lehmann hatte ein Kurzwarengeschäft und verkaufte auch Zeitungen und Tabakwaren. Der Kohlenhändler Griebel war im Wittenkamp. Die Gärtnerei Thiede, später Bruns, verkaufte Bäume, Setzlinge und Blumen; später kamen weitere Geschäfte dazu. In der Gaststätte der Eheleute Nultsch „Am Krähenwald“ wurde manch fröhliches Fest gefeiert, und man kam hier auch zu den Versammlungen einiger Hinschendorfer Vereine zusammen.
Viele Hinschendorfer gingen aber auch nach Bergedorf zum Einkaufen. Dort war die Ware meist preisgünstiger und man hatte mehr Auswahl. Die Bahnfahrt nach Hamburg zur Arbeitsstätte wurde häufig von und nach Bergedorf gemacht. Die Fahrtkarte war preiswerter, und der Fußweg zum Bergedorfer Bahnhof kaum weiter als der zum Reinbeker Bahnhof.
In späteren Jahren entstanden im Verhältnis zu den provisorischen Wochenendhäusern immer mehr feste Wohnhäuser, die nach und nach ein einheitliches Bild der Siedlung ergaben. Größere Grundstücke wurden dann auch häufig geteilt. Auf dem hinteren Teil, dem so genannten „Pfeifengrundstück“, entstanden dann in den 1960er und 1970er Jahren meist große, moderne Häuser.
Als letzte Straße in Hinschendorf wurde im Jahre 1960, im Zusammenhang mit weiterem Landverkauf, der Schaumannskamp angelegt und bebaut. Von den ursprünglichen Wochenendhäusern ist heute kaum noch eines zu erkennen. Das Gelände zwischen Schaumannskamp und Lohbrügger Straße erwarb die Hansestadt Hamburg, die damit einen Lohbrügger Landwirt entschädigte, der seine Ländereien dort dem Wohnungsbau zur Verfügung stellte.