Im dritten und letzten Teil ihrer Erinnerungen an den Ihnenpark erzählt Mechthild Pirson von den Modernisierungen der Hausversorgung. Heizung, Wasser, Strom – vieles änderte sich für die Häuser entlang der Wohltorfer Straße in der Nachkriegszeit.
Eine Straßenbeleuchtung gab es zuerst nicht. Es war einsam. Eltern, Großeltern brachten abends die Kinder nach dem Spielen nach Hause, holten sie ab. Wir hatten nach dem Einzug in unser Haus eine Weile nachts einen kommerziellen Wachdienst, von dem ich aber den Eindruck habe, dass man sich nicht auf ihn verlassen konnte. Er wurde jedenfalls bald wieder abbestellt.
Für die Wasserversorgung hatte jedes Haus einen eigenen Brunnen. Eine elektrische Pumpe im Pumpenkeller unter dem Eingang holte aus ca. 40 Metern Tiefe gut schmeckendes Wasser. Uns tat es leid, als wir an die allgemeine Wasserversorgung angeschlossen wurden. Die Kanalisation funktionierte über Sickergruben, die etwa einmal im Jahr von einer Spezialfirma entleert wurden. Als die Waschmaschinenära begann, halfen zunächst eigene Jauchepumpen über die Kalamität hinweg bis auch sie, speziell für die Nachbarn, untragbar wurden. Die allgemeine Kanalisation war daher eine willkommene, wenn auch teure Errungenschaft.
Da die Zentralheizung mit Kohle befeuert wurde, besaßen wir eine sogenannte Aschkute, einen ca. 1 x 3 Meter großen, tief in die Erde eingelassenen Steinbehälter mit Metallklappen, der hin und wieder auf Bestellung geleert werden musste und daher abfuhrgünstig an der Straße neben dem Knick lag. Eine Gasleitung verlief schon beim Bau des Hauses in der Straße, so dass wir von Beginn an mit Gas kochten und den Waschkessel mit Gas betrieben. Die Stromzufuhr erfolgte durch oberirdische Leitungen, bei Gewitter und Sturm problematisch. Wir hatten aber unsere Petroleumlampen mit Spiegel zum Reflektieren zur Hand.
Der Einkauf war noch nicht von langen Wegen bestimmt. Kaufmann August Schmidt an der Ecke Schützenstraße / Schönningstedter Straße war auch querbeet von der Wohltorfer Straße aus zu erreichen. Wir gingen hinter dem „Hühnerhof“ entlang durch Sanddünen und Kiefern, ebenso zu Milchmann Puls (im Gegensatz zu Kohlenpuls). Noch bequemer war nach dem Krieg der Kauf am Milchwagen. Otto Puls zog mit Auto, Milchkannen und anderen Produkten bimmelnd durch den Ihnenpark. Als die Glocke von Amts wegen verboten wurde, hupte er kurz. Strenge Gesetze! Aber das war erst nach dem Krieg. Da etablierte sich auch eine einfache Bude an der Schönningstedter Straße gegenüber der Wohltorfer Straße (Warncke?), um eine kleine Auswahl an Gemüse anzubieten.
1954 wurden die Gehwege gepflastert. Das Kopfsteinpflaster war schon bei der Anlage der Kanalisation durch Asphalt ersetzt worden.
Der Ihnenpark war unsere kleine Welt, in die hinein die große nur spärlich eindrang, verglichen zu heute. Kein Fernseher, ein gebremster Volksempfänger. Wieviel Zeitungen? Ich weiß nur vom „Hamburger Fremdenblatt“. Wie lange eigentlich? Vom „Sachsenwaldboten“. Ab wann? Wann überhaupt? Briefe gab es natürlich per Post, und der Postbote, kam der nicht zweimal am Tag?
Einziges Verkehrsmittel war die Vorortbahn Hamburg-Schwarzenbek etc. Nach Ohe, Heidkrug, wie Neuschönningstedt genannt wurde, ging man zu Fuß. Einmal hin und zurück zu Besuch, zum Kaffeetrinken. Ganz selbstverständlich machte auch eine Klavierlehrerin zweimal die Woche diesen Fußmarsch, um die Jugend am eigenen Instrument zu unterrichten.
Lang, lang ist‘s her, vieles ist gegenwärtig.
Geschrieben im November 1997